KAPSTADT (LIVE) LIFE UPDATE: TEIL #3

Hey, wie läufts eigentlich in Kapstadt Lina? Hier kommen zum letzten Mal 10 Fragen, die ihr mir in den letzten Tagen gestellt habt und damit Teil 3 meines Life Updates aus Südafrika. 

1 // Gehst du nach Cape Town zurück?

Ja. Einfach ja. Und sogar sehr bald. 

2 // Fällt dir der abschied schwer?

Ehrlich gesagt bin ich gerade ziemlich ok. Meine Mitbewohnerin meinte gestern dagegen: "Diese letzte Woche ist wirklich ein Alptraum. Ich wünschte du würdest bleiben, aber eigentlich will ich auch nur, dass du sofort gehst, damit diese Woche der letzten Male aufhört..." Ich weiß was sie meint. Ich habe schon vor Tagen meine Koffer gepackt, mein Zimmer ausgeräumt,Nicht weil ich musste, es war eher so ein Gefühl und Bedürfnis. Ich will zwar noch gar nicht gehen, aber trete so ein bisschen auf der Stelle, muss mich dann aber doch ständig wieder daran erinnern, dass meine Uhr abläuft, im Moment bestimmt das Runterticken der Tage absolut meine Gedanken. Ich habs immer im Kopf. Aber ich bin bereit nach Hamburg zurückzukommen, bin bereit für das Zwischenspiel und alles was kommt.

3 // Würdest du wieder nach Sea Point ziehen?

Wenn ich das so einfach beantworten könnte. Sea Point ist nach am Ozean, sicher, bietet Weite und einen großartigen View, ist entspannt und perfekt angebunden. Ich hab es geliebt hier zu leben – trotzdem würde ich wohl beim nächsten Mal wieder zurück in die City Bowl, am liebsten auf die Bree Street ziehen. Ich bin die meiste Zeit sowieso in der Stadt unterwegs, würde mir eine Menge UBER Fahrten sparen und bin trotzdem genau so schnell am Strand, wenn ich das möchte, der Vibe ist einfach lebendiger und die Community passt besser zu mir.

4 // Hast du noch irgendwas auf dem Zettel, was du in den 3 Monaten nicht geschafft hast?

Mehr vom Land sehen, mehr rauskommen! Ich hatte hier 3 Monate kein Auto und blieb damit meistens in Cape Town und dem einfach zu erreichenden Umland. Ich würde aber gern noch viel mehr von Südafrika sehen, mal wieder ein paar mehr Tage in Johannesburg verbringen, die Karoo erkunden und die Westküste hochfahren.  Mein Fokus lag in den letzten Monaten auf anderen Dingen, darauf mir überhaupt eine Base zu schaffen, die habe ich jetzt – und darauf will ich aufbauen, meinen Horizont erweitern und das Land noch viel besser kennen lernen, bevor ich mich wirklich final dafür entscheide. 

5 // Hast du dich verliebt? Kommst du als Single zurück?

Ich komme unverheiratet, kinderlos, verliebt, glücklich, tatsächlich gebräunt und mit nur einem Koffer zurück.

6 // Hat dich dieses Leben zwischen Strand, Weinfarmen und Kaffeedates nicht irgendwann gelangweilt?

Nun sind die Stunden am Strand, Sonnenuntergänge, Weinfarmen, die Kaffee- oder Pizzadates natürlich nicht mein Alltag, sondern die teilbaren Ausrisse daraus, die dich gern fotografiere oder teile.

Aber trotzdem so ganz generell gegengefragt: langweilt euch euer Alltag deenn? Bedeutet diese Frage nicht eigentlich, dass man davon ausgehen würde, dass einem das Leben an einem Ort so oder so irgendwann öde werden müsste? Und wäre das nicht sehr traurig?
Mein Alltag hier ist nicht anders als der in Deutschland, ich stehe auf, ich arbeite am Schreibtisch, ich habe Freizeit, ich treffe Freunde und fülle meine Tage so glücklich wie möglich aus. Hier eben am Strand oder auf Weingütern, in Hamburg dann wieder an der Alster oder im Ape an der Ecke, mit einem Roadtrip zu meinen Eltern oder dem Sonnenuntergang auf dem Balkon. Der hier ist eben nur schöner. Viel schöner. Hier zeigt mein Content Clifton, meinen Workspace auf der Kloofstreet, Dates bei Pizza oder Sonntage in Constantia, in Deutschland zeigt der Content eben wieder Kaffee, Spaziergänge durch Eimsbush und Autofahrten aufs Land. 

Aber um die Frage trotzdem zu beantworten: Nein, ein Ozean vor der Haustür, Sonne und die Kulisse, die die Stadt bietet, die könnte mir nie über werden. 

7 // Hast du dich je unsicher gefühlt?

Die Frage hätte ich fast nicht mit aufgenommen. Ich werde immer ein bisschen aufgebracht dabei und ärgere mich über die vielen Vorurteile die gegen Südafrika bestehen und von unüberlegten aber schnell getroffenen und verbreiteten Aussagen der Influencer oder generell Touristen, die mal 7 Tage hier ein paar Spots besucht haben, vielleicht sogar auf Robben Island und ansonsten eher in ihrer Bubble geurlaubt haben, gerade wenn es um Themen wie Sicherheit oder Rassismus geht.
Ich mache die Diskussion jetzt aber lieber nicht auf, dafür reichen meine Zeichen nicht.  

Ich habe mich in Kapstadt noch nie unsicher gefühlt. Und trotzdem bin ich hier vorsichtiger als in Deutschland. Einfach um auf mich aufzupassen. Du läufst nachts eben nicht einfach mal 12 Blocks allein durch dein Viertel, du lässt deine Tasche nicht unbeachtet neben dir stehen, du passt auf, wo du dich bewegst, wo du hingehst, du weißt, in welchen Straßen du am besten nicht mit deinem iPhone sichtbar herumspielst, bis deine Verabredung auftaucht. Ich habe nie Angst gehabt und würde an keinem Platz wohnen wollen. der mich ängstigt, aber ich habe mich in meinem Verhalten angepasst, einfach um mich gut zu fühlen.

8 // Was wirst du wirklich vermissen?

Den Geruch vom Ozean, das WG-Leben, überhaupt die Menschen, die mir hier ans Herz gewachsen sind, die Bree Street, die Kloof Street, den Blick auf den Tafelberg, den Lions Head, die Spaziergänge auf der Promenade, die Wärme und das Licht, die Wellen, so so sehr die Wellen, und ja, selbst das Geräusch der Seemöwen. Hassliebe. Ich werde das Essen vermissen, die Jungs, den Vibe, aber hoffentlich nie das Gefühl, mit dem ich hier gelebt habe und zu dem ich zurückkehren werde ..

9 // Was würdest du beim nächsten Mal anders machen?

Darüber werde ich noch einmal einen extra Post schreiben, denn tatsächlich habe ich eine Menge gelernt und vieles, das ich vorher einfach nicht gewusst habe, erst vor Ort verstanden. Grundsätzlich braucht man, wenn msn nur teilweise auswandert, einen starken Rückhalt in der Heimat, der viel verlangt ist und eine Menge Vertrauen erfordert. Das würde ich beim nächsten Mal ganz anders angehen. Ich hab mich zu Weilen echt mies gefühlt, so fremdbestimmt und teilweise einfach nur out of control, wenn ich wieder Wochen wichtige Briefe einfach nicht bekam. Ich brauche dafür beim nächsten Mal eine bessere Lösung und auch beruflich noch mehr Organisation, ich war der Meinung, dass wir einen sehr strukturierten Plan erarbeitet hatten, der aber in der Praxis leider nicht aufging und von dem ich auch viel gelernt habe. Dass ich beim nächsten Mal woanders hinziehen würde, habe ich ja schon in Punkt 3 gesagt. Ich würde außerdem nie wieder mit Emirates fliegen.  Nie, nie wieder, wenn es irgendwie anders geht.. Als Tourist hat man mit der Airline vermutlich gute Erlebnisse, weil es um ganz andere Dinge geht, aber so ziemlich jeder Expat weiß hier in Kapstadt, was für ein #+!%§$  das Reisen mit Emirates ist. Sowohl die Strecke, als auch die sich ständig änderten Bestimmungen und damit verbundenen Einschränkungen. Ich kann dagegen KLM und natürlich die Lufthansa nur empfehlen, habe meinen Rückflug jetzt auch auf diesen Konzern umgebucht. 

10 // Wie hast du mit freunden in deutschland kontakt gehalten?

Ich hatte anfangs wirklich Angst davor, dass ich zurück nach Deutschland in eine leere Stadt komme und zwischendurch, mit so ein paar News, die mich erreichten, wirklich ein sattes Tief erreicht, mich völlig disconnected und entfernt von meinem Leben in Deutschland gefühlt. 

grundsätzlich ist es aber so: wer von dir hören will, der hört von dir und wem du nahe bleiben willst, dem bleibst du nah. In meinem Freundeskreis leben wir alle teilweise hunderte oder sogar tausende Kilometer voneinander entfernt und sind die ganze Zeit vor allem über das Smartphone, über Anrufe und Besuche verknüpft. Ob ich dann von hamburg oder Kapstadt aus telefoniere, macht gerade wegen der geringen Zeitverschiebung keinen Unterschied. Meine Freundin Julia, die in London lebt, hat mir außerdem viele Tipps für den Umgang mit Sehnsucht oder eben dem Gefühl ungewollt distanziert zu sein, gegeben, die mir sehr geholfen haben die Dinge entspannt und offen zu sehen. 

Viele meiner Freundschaften sind zum Beispiel nur daran gewachsen, dass sie sich mal kurz entfernt, dann wieder angezogen und so ständig während meiner Zeit hier entwickelt haben. Ich habe gelernt mit meiner Verlustangst besser umzugehen, heute erst mit meiner Freundin Ines telefoniert, die ich so vermisste und lange nicht wirklich hörte – sich aber von der ersten Sekunde an noch genau so vertraut anfühlt. Wer ins Ausland geht muss investieren. Aber das muss man ja sowieso. Immer. <3 

Schreibt mir gern in die Kommentare, ob euch ein 4. Teil, den ich dann mit ein paar Wochen Abstand in Hamburg noch einmal schreiben würde, interessiert. Und ob ihr die Reihe generell mochtet und euch vorstellen könntet, dass wir sie auch in Deutschland weiterführen 🙂 

anything to say?

Comments

  • Na aber sowas von!! Auf jeden Fall Lina! Es ist erschreckend zu sehen, dass nicht nur deine 3 Monate, sondern auch meine letzten drei Monate so schnell vergingen. Aber wenn ich kurz überlege und revue passieren lasse was alles passiert ist, ist es okay. Es war eine super intensive Zeit. Bis bald ?

  • Liebe lina,

    Ich wüsste gerade zwar keine weitere Frage aus dem Stehgreif, würde mich aber über ein weiteres Update riiieeeesig freuen! Ich liebe deine Ehrlichkeit und deine liebe zum Detail.

    Den Punkt Sicherheit kann ich zu 1029371817172% nachvollziehen. Ich habe eine lange Zeit in Südamerika gelebt und kriege regelrecht Tollwut, wenn mir Backpacker/Au Pairs oder Urlauber erzählen, das Leben fühle sich ja gaaaanz ganz anders an, man sei total eingeschränkt und habe weniger Lebensqualität – dann, meine Lieben, macht ihr eindeutig was falsch!

    Herzallerliebst,

    Lena

  • Liebe Lina, ich finde die Reihe super und würde mich sehr über weiteren Content aus Kapstadt freuen. Generell schätze ich deine Reiseberichte sehr. Ich bin in Kürze in Athen und habe mich von deinen travel guides inspirieren lassen. Vielen Dank für die Mühe, die du dir damit immer gibst!

  • Liebe Lina, ich muss dir am dieser Stelle wirklich ein Kompliment aussprechen. Ich lese deinen Blog nun bestimmt schon seit du eine rote Wallemähne hattest und hauptsächlich über Mode und Fashion Weeks geschrieben hast. Zwischendurch gab es Phasen da mochte ich dich weniger, bzw. fand deine Texte weniger interessant, weil sie (für mich) die oberflächliche Bloggersphäre selten verlassen haben. Aber zwischen damals und heute bist du um gefühlte Jahrzehnte in deinen Themen und deiner Sprache gereift und gewachsen, die mich immer wieder auf deinen Blog zurückruft. Du hast einen tollen Weg eingeschlagen! Lass dir nie von aussen diktieren, was grade „state of the Art“ ist, denn das ist wirklich ermüdend. Du, gerade jetzt und was dich bewegt, bist es nicht.

    Liebe Grüße,
    Christine

  • Großer Fan dieses Formats! Wenn du möchtest, könntest du die Tipps deiner Freundin Julia mit uns teilen? Ich plane dieses Jahr auch ins Ausland zu gehen und glaube das könnte mir sehr helfen 🙂
    xoxo

  • Hi Lina,
    gibt es die Tipps gegen Sehmsucht und dem „ungewollt distanziert sein“ vielleicht auch zur gegebenen Zeit hier auf dem Blog? 🙂
    Und ich würde mich auch sehr über weitere Updates aus Hamburg (und dann irgendwann auch wieder aus Kapstadt) freuen!

    Liebste Grüße,
    Gina

  • „Meine Freundin Julia, die in London lebt, hat mir außerdem viele Tipps für den Umgang mit Sehnsucht oder eben dem Gefühl ungewollt distanziert zu sein, gegeben, die mir sehr geholfen haben die Dinge entspannt und offen zu sehen. “ könntest du darauf vielleicht noch einmal ausführlicher eingehen? Ich denke das ist ein Thema was ganz viele betrifft. Wer ist heut noch in der Heimatstadt, in der man aufgewachsen ist.. ich würd mich freuen, wenn ich dazu ein paar Gedankenanstöße von dir lesen könnte.

    Alles Liebe 🙂 ich wünsche dir für die verbleibenden Tage noch ein paar wunderschöne Marmeladenglasmomente, an die du dich erinnern kannst, falls in Deutschland das in dem Fall ja fast schon Heimweh (anstelle des Fernweh) nach Südafrika aufkommt und du dich noch etwas gedulden musst…

  • Huhu liebe Lina,

    mir gefällt Nr. 5 tatsächlich am besten. Das klingt danach, als würde es dir richtig gut gehen. Ob das glücklich und verliebt nun auf Land und Leute oder eine bestimmte Person bezogen ist, spielt dabei letztendlich keine Rolle. Glücklich und verliebt, das ist das schönste Gefühl von allen. Ich freue mich für dich und wünsche dir noch ein paar wundervolle, letzte Tage.

    Liebe Grüße,
    Stephie

  • Ich freue mich auf jeden Fall über Updates und diese persönlichen Worte zu Emotionen und Organisation – Dinge, über die jeder auf seinem (Lebens)weg stolpert und die den Austausch und Umgang damit so interessant machen 🙂
    Alles Liebe!

  • Auf jeden Fall! Ich bin sowohl an einem 4. Teil als auch an weiteren Beiträgen dieser Reihe interessiert.
    Ich wünsche dir eine gute Heimreise und dass das „Nachhausekommen“ genauso verläuft wie du es dir wünschst.

    Alles Liebe

  • Die Reihe, die Idee dahinter ist toll, Lina 🙂
    Gerne auch mit anderen Themen: 10 Fragen zur Sonntagsgesetsltung, zum Alltag in Hamburg oder dem Umgang mit bestimmten Aspekten, wie Distanz, im Leben undsoweiter, fände ich ziemlich gut?!
    Liebe Grüße!

  • Ich mag die Reihe auch sehr!
    Erkläre doch aber mal mehr zum Thema Sicherheit, gerade wenn es dich nervt, dass so vieles falsches erzählt wird. Für jemanden der noch nie da war, ist es leider nicht nachvollziehbar was die Strassen sind, wo man das iPhone nicht öffentlich checkt etc. Ich glaube an der Stelle könntest du für mehr Aufklärung und Wissen sorgen!

Schreibe einen Kommentar zu Anonymous Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Name