WEEKLY RECAP & WOCHENRÜCKBLICK #40 IN 2017

#40

"Falls dir nach einem guten Mittagessen ist – um 12:00 Uhr gibt es bei uns Martinsgans." 

Es ist 09:30 Uhr, als ich die Nachricht meiner Mama bekomme. Ich liege mit einem ninimalem Frühstück (Kaffee und sonst gar nichts) auf dem Sofa, ich habe nicht viel vor, eigentlich gar nichts, außer das Aufgeschobene. Im Normalfall würde ich trotzdem antworten, dass ich arbeiten müsste, weil das stimmt. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen Papiere zu sortieren, Rechnungen auszugleichen, sowas eben. 
Die Vorstellung einen Nachmittag mit der Familie zu verbringen, einfach ins Auto zu steigen, zu fahren, meine Wohnung und das Ziehen im Magen hinter mir zu lassen, das sich dort festgesetzt hat, als würde es zu mir gehören, zum November, fühlt sich irgendwie genau richtig an. 

Ich stehe auf, ich gehe mir kurz durch die Haare, ziehe mir eine Hose an und ignoriere den Kater, der mir noch in den Gliedern steckt. Nicht, weil ich wirklich zu viel getrunken hätte, sondern weil ich das Gefühl der letzten Nacht noch nicht ganz losgelassen habe, weil mir die Ernüchterung noch in den Knochen steckt, weil ich einfach noch nicht wieder in der Realität angekommen bin. Oder gerade doch. Abhauen, einen Nachmittag lang, ist die Auszeit, die ich brauche. Vielleicht spüren Mütter sowas auch noch nach 28 Jahren und selbst auf 130km Entfernung. 

MANCHE SONNTAGE BRAUCHEN KEINE UHR, KEIN NETZ, NICHT MAL GUTES WETTER – SONDERN FAMILIE.

"Du fährst nicht echt ohne mich zu deinen Eltern?", fragt sie mich nur Minuten nachdem ich Instagram von meinen Heimatplänen erzählt habe.

Ich erinnere mich, dass ich ihr erst gestern Nacht und nach 3 Drinks versprochen hatte, sie unbedingt mal meiner Familie vorzustellen, ihr mein altes Zimmer, den Garten, ein Familienessen und das Dorf, in dem ich aufgewachsen war, zu zeigen. Ich hatte nur nicht vermutet, dass sie an einem Sonntag, kurz vor 10 Uhr, schon in der Verfassung gewesen wäre mit mir aufs Land zu fahren. 
"Kannst du in 10 Minuten fertig sein?", versuche ich es wiedergutzumachen. "Ja, klar!" 

Knapp 90 Minuten später laufen wir auf unseren Hof in der Altmark, steuern die kleine Laube an, in der schon der Kamin brennt, (es ist genau so schön, genau so kitschig, wie es sich an hört), begrüßen meine Eltern, essen gemeinsam am offenen Feuer, trinken Wein, ignorieren die 5°C, den einsetzenden Regen und fahren erst wieder los, als es langsam dunkel wird. 

"Es hätte uns heute gar nicht besser gehen können", sagt Ines auf der Rückfahrt zu mir, eingeksuchelt in Cardigan und Sitzheizung, ein bisschen müde von grauem Burgunder und Gänsebraten.

Und das stimmt. 

 



"ICH KANN MICH NICHT GUT VERKAUFEN. VIELLEICHT WILL ICH ES ABER AUCH GAR NICHT."                          

THOUGHT, WEEK #40

"Schaut unbedingt in meiner Story vorbei, um die mega genialen Bilder zu sehen, die wir gemacht haben!"

Ein Satz, den ich vermutlich niemals sagen würde. Oder könnte. Und das hat nichts mit mangelnder Überzeugung zu tun.

Ich weiß, dass ich schöne, spannende oder ästhetische Fotos mache. Ich weiß, dass das Schreiben mein Talent ist. Ich weiß auch, dass meine Stories und geteilten Momente Menschen erreichen und inspirieren können. Ich kann begeistern, unterhalten, ich kann Leidenschaft wecken, Gemüter bewegen und Diskussionen eröffnen. 
Und eine Zeit lang, war es genau das, was man können musste, wenn man als Blogger erfolgreich sein wollte. 
Aber das reicht nicht mehr. Nicht, wenn ich mir meinen Feed auf den sozialen Netzwerken anschaue, die Instagram-Stories von Kollegen und Influencern, ihre Postings. 
Du musst nicht nur etwas können, du musst es zu Klicks machen. Nicht nur deine Story. Auch dich.

Nicht so, dass es dir selbst gefallen würde, was du schreibst oder zeigst, sondern einer breiten Masse. Bildunterschriften müssen funktional sein. Genau wie Ankündigungen oder Kommentare.

Generisch. Aktivierend. Positiv bewertend. Am besten mit #calltoaction. 

Du musst aus dir das Beste machen, was es gerade zu klicken gibt. Auffordern, anreizen, bedienen. Du bist Dienstleister für Serotonin, wenn du erfolgreich sein willst. 

Du musst dich verkaufen können. Und wollen. 

Dabei war ich mal gut darin. Zumindest hat man mir das immer wieder gesagt. Ich sei gut darin, für mich selbst zu werben, gut darin meine Persönlichkeit interessant zu machen, Spannung zu erzeugen, zu überzeugen oder zumindest Interesse zu wecken. Und ich glaube das stimmt auch. Ich bin nur nicht gut darin mich tatsächlich zu verkaufen. Mich anzubieten, anzupreisen, mich selbst zu bewerben und schon vorweg zu nehmen, wie großartig alles sei, was ich tue. Nicht einmal, weil ich unsicher bin, sondern weil ich es vielleicht sogar vermessen  finde anderen zu diktieren, wie sich mich oder meine Arbeit zu finden haben. 

Ich will keine Werbung für mich selbst sein.

WEEKLY MUSIC PICKS 

#VORLESETAG bei STARBUCKS

Am 17.11.2017 um 16:30 Uhr  (bis 18:30 Uhr) findet im Starbucks auf der Mönckebergstraße ein Beitrag zum bundesweiten Vorlesetag statt (hier gehts zur Veranstaltung).
Es gibt Kaffee, eine gemütliche Atmosphäre und – meine Kolumnen. Ich werde vor Ort drei meiner Kolumnen für vorlesen, sie mit euch diskutieren und eure Fragen beantworten. 

Ich würde mich riesig freuen ein paar von euch vor Ort begrüßen zu können und meine allererste Lesung mit euch zu teilen! 

Wer nicht aus Hamburg kommt, kann den Vorleseteil bei Instagram in einer Live-Schaltung verfolgen! 

FASHION STATEMENT?

Leopardenmäntel.
Seit einer Dekade will ich sie, aber bin mir unsicher, ob ich sie wirklich bringen kann. Wie seht ihr das? 

PRAKTIKANT/IN GESUCHT!

Lust auf ein Praktikum bei uns?
Wir suchen Support und Unterstützung für den Rest des Novembers, den Dezember und (wenn es passt!) auch den Januar!

Ihr brauch keine abgeschlossene Ausbildung, kein erfolgreich beendetes Studium, ihr braucht keinen fetten Lebenskauf, ich suche einfach nach Leuten, die Leidenschaft mitbringen, die Ästhetikempfinden haben, gerne fotografieren, sich im Internet bewegen, soziale Medien kennen und mit ihnen umgehen können, die bei uns lernen, sich probieren und mitarbeiten wollen, die eine schnelle Auffassungsgabe haben, kommunikativ und aufgeschlossen sind, die einfach wirklich Lust auf die Arbeit mit uns haben! 

Bewerbt euch am besten noch heute (13.11.2017!) bei uns, ab morgen gehen nämlich die Rückantworten los! 

Mail an: booking@linamallon.de 

WÜTEND

"Wer morgens vorm Spiegel den Eyeliner zückt, malt mit an der schönen Seite einer gesellschaftlichen Ordnung, deren hässliche Seite das Grapschen und Einsammeln von Frauen als Jagdtrophäe ist."

Ich war selten so wütend auf einen so kurzsichtigen, engstirningen und bevormundenden Artikel, der noch dazu vor Klischees und eben jenem Sexismus nur so kotzt. Sind es also abermals die Frauen, die sich anders verhalten, vor allem aber etwas an sich limitieren müssen, um besser behandelt, beachtet oder gesehen zu werden? FUCK YOU. 

NEW PODCAST = NOW ON SPOTIFY

Der heutige Podcast kommt leider verspätet. Ich lasse euch die nächste Folge so schnell es geht zukommen und poste auf den sozialen Kanälen, (am schnellsten bin ich auf IG Stories), wenn er online gegangen ist! <3 

anything to say?

Comments

  • Liebe Lina, ich hab‘ diesen dämlichen Artikel in der Zeit gestern auch gelesen… und bin so wütend geworden! „Hallo, kleidet euch ab sofort alle in Kartoffelsäcke, schmeißt die Schminke und die High Heels weg, und dann ist das Sexismus-Problem gelöst!“ – aber sonst geht’s dieser ‚Soziologin‘ gut?! Bevormundend ist das richtige Wort. Mir kam die Galle hoch, als ich las, dass sich doch bitte entweder ALLE Geschlechter um ihr Äußeres mit Make-up und hohen Schuhen kümmern sollen oder eben gar keines. Dieser Artikel ist viel zu engstirnig, nicht zu Ende gedacht und macht sich damit doch genau dem Slutshaming und Victim Blaming schuldig, den er so vehement von sich weisen will… Grauenhaft, wirklich.

  • Ich bin gerade wirklich sprachlos über den Artikel den du verlinkt hast. Am Ende sagt es doch wieder dieser Text wir Frauen sollen an allem schuld sein, unsklein machen ja nicht auffallen mit unserem äußeren . Am besten einem Kartoffelsack anziehen und hoffen man wird nicht beachtet.
    LG und eine Schöne Woche

  • Liebe Lina,

    ich kann dir gar nicht oft genug sagen, wie wunderbar ich dich als Bloggerin finde und wie grässlich ich andere „Influencer“ finde.
    Dieses „sich selbst verkaufen“, in den Stories auf jedes neue Bild verweisen, sich selbst so in den Himmel loben und „geil“ finden – es nervt mich, es ist für mich pure Selbstüberschätzung der „Influencer“ und es vertreibt mich. So vielen bin ich schon entfolgt, weil sie sich so sinnlos verkaufen und anpreisen und dabei auch noch denken, dass ihre Follower das nicht einmal merken. So vielen stehe ich kritisch gegenüber und bin auch immer wieder genervt, wenn ich zum x-ten Mal den Versuch einer schlecht inszenierten Werbung sehe und mir nur denke „Aha. Und du glaubst ehrlich, deshalb kaufen die Leute was oder du hast das Produkt jetzt erfolgreich beworben?“
    Ich weiß aber auch, dass dies oft auch mit der Einstellung der Follower zu tun hat. Viele lassen sich von Influencern auf diese Art und Weise berieseln und finden es toll, einfach weil es die neue Nachmittagsunterhaltung ist, die man ohne großen Anspruch konsumiert.

    Ich mag es nicht. Ich mag Bloggerinnen wie dich, die mir nicht jeden Mist andrehen wollen, die die Produkte selbst über längere Zeit testen und mir einen Mehrwert vermitteln. Und diesen Mehrwert gibst du immer mit – egal ob es jetzt eine Kooperation ist oder du eine deiner Kolumnen veröffentlichst. Du bist nicht austauschbar wie der Rest, du regst zum Nachdenken, zum Diskutieren an und „verkaufst“ (ich will das Wort bei dir gar nicht in den Mund nehmen, weil es einfach nicht so zutrifft wie bei anderen) dich dadurch tausend Mal besser als der Rest. Ich lese und lausche deinen Worten so gern, weil ich weiß, dass du mir mehr auf meinen Weg mitgibst als ein bloßes „Ja, kauf das doch auch, ich finde es toll!“ und das ist so viel wertvoller als die Influencer, die alle in ihrer rosa Scheinrealität leben und ein Bild vermitteln, welches absolut nicht mit dem Alltagsleben einer Frau Mitte/Ende 20 vereinbar ist.

    Andere mögen vielleicht durch Klicks, Followerzahlen etc. besser sein als du. Aber du, du gibst mir so viel emotionalen Mehrwert mit auf den Weg, und das ist in dieser Branche einfach so selten geworden. Dafür aber auch umso wertvoller. Vielleicht auch das Merkmal, das dich von der breiten Masse abhebt und nicht austauschbar macht wie den Rest.

    Ich hoffe, du findest durch deine Stellenanzeige jemanden, der dich auf deinem Weg begleitet und zu dir und deiner Art passt. Wenn Hamburg nicht so weit weg wäre, ich meine Zelte für drei Monate abbrechen könnte, würde ich mich sofort bewerben, denn ich weiß, dass du deinem Praktikanten in diesen drei Monaten sehr viel vermitteln wirst und ich bin wirklich ein bisschen neidisch darauf.

    Ach und: Sonntage und Familie. Manchmal muss man einfach seine Verpflichtungen Verpflichtungen sein lassen und seiner Seele etwas Gutes tun. Es freut mich sehr zu lesen, dass du dich für den Seelenbalsam entschieden und einen wunderbaren Sonntag hattest!

    Liebste Grüße,
    Jess von diedenken.de

  • Hi Lina,

    1. Leopardenmäntel = absolutes JA!! Steht dir so gut <3
    2. Der Artikel in der Zeit hat mich heute morgen schon so wütend geworden, dass ich immerhin gut aus dem Bett gekommen bin.
    3. Ich glaube, dass Mütter auch 28 Jahre später und über 130 km ein Gespür für sowas haben. Meine Mama schreibt jedenfalls immer im richtigen Moment solche Nachrichten.

    Ich wünsche Dir jedenfalls eine schöne Woche.
    <3 Sina

  • Wow eine Lesung von dir bei Starbucks klingt echt klasse! Ich freue mich für dich, dass du diese tolle Möglichkeit bekommst deine Geschichten noch persönlicher zu erzählen. Ich hoffe damit erreichst du ganz viele Menschen. Gerne wäre ich dabei gewesen, vielleicht schaffe ich es live reinzuhören bei Instagram!

    P.S. ich finde es toll, dass du nicht nur Klicks generieren möchtest, sondern es dir wirklich um die Stories geht. Das was ja eigentlich auch wirklich zählt. Genau deshalb mag ich dich, deinen Blog und deine Stories.

    Liebe Grüße
    Jana

  • Liebe Lina,

    tatsächlich ist der von dir verlinkte Artikel das erste was ich heute morgen gelesen habe. Ich habe den Artikel an meine beste Freundin geschickt und wir haben einige Zeit darüber diskutiert, da ich in letzter Zeit öfter schon mit Freunden über das Thema „Erfolgsdruck = Schönheitsdruck“ zu sprechen gekommen bin und es somit auch für mich persönlich recht aktuell scheint. Aber selten hat mich ein Artikel so wütend gestimmt.

    Nun habe ich wirklich versucht, dem Artikel irgendeine positive Seite abzugewinnen, da er von einer Person in meinem näheren Bekanntenkreis geteilt wurde, die ich eigentlich schätze, aber ich kann es nicht, denn egal wie es die Autorin dreht und wendet, finde ich die Basis ihrer Argumentation komplett falsch. Ich verstehe die Frustration, dass sich für Frauen so viel um das Aussehen zu drehen scheint und ich möchte nicht sagen, dass kein Ungleichgewicht besteht, ABER – davon einmal abgesehen, dass kein noch so wunderbares Aussehen, keine noch so dicke Schicht Schminke oder ein kurzer Rock als Bestandteil eines stylischen Outfits sexuellen Missbrauch und Belästigung rechtfertigen und auch nicht die Ursache dessen sind – spricht die Autorin meiner Meinung nach auch Männern ganz klar ab, nicht auch von Rollenbildern, die mitunter belastend sind unter Druck gesetzt zu werden. Was ist denn mit dem Klischee des immer erfolgreichen, smarten, maskulinen Mannes, der Frauen mit nur einer Handbewegung um sich schart? Was ist mit den Männern, die sich nicht diesem Bild unterordnen wollen, die sich nicht damit identifizieren können? Wie oft müssen sich nicht auch Männer degradierende Sprüche anhören, weil ihre Interessen, ihr Erscheinungsbild oder ihre Lebensplanung nicht in das typisch männliche Bild passen? – Eben! Und das ist genauso sexistisch, wie einer Frau zu unterstellen, ihr Aussehen sei alles, was sie ausmacht?

    Was ich aber am schlimmsten finde ist, dass sie unter dem Deckmantel des Feminismus Victim Blaming betreibt. Keine Frau, egal wie sie sich kleidet, schmückt und gibt ist jemals Schuld an sexueller Belästigung und Missbrauch. Ebenso hilft es nicht, allen Männern zu unterstellen, sie wären grundsätzlich durch Frauen verführt und müssten sich zu jeder Sekunde im Zaum halten. Denn es gibt viele großartige Männer, die sich für Frauen und auch für alle anderen gleichermaßen einsetzen, die unsere Rechte verteidigen, uns stark machen und Nein sagen zu Ungerechtigkeiten und Gewalt, die für echte Gleichberechtigung einstehen.

    Gleichzeitig wird suggeriert, dass Schönheit bzw. das Interesse an „Oberflächlichkeiten“ (das sind sie eben nicht? – Persönlichkeitsausdruck, here it is) und Intelligenz, Erfolg und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sich ausschließen. Und genau durch so eine Denkweise wird eben kein Vorankommen erreicht, werden Frauen nicht besser behandelt, ganz im Gegenteil. Nur weil ich den Puderpinsel beiseite lege, klettere ich nicht die Karriereleiter schneller hinauf. Feminismus bedeutet für mich, dass jede*r sich genau so kleiden, darstellen und schmücken darf wie es ihm*ihr beliebt. Verallgemeinerungen helfen in diesem Fall nicht, das einzige was tatsächlich etwas bewegen würde ist Respekt für unsere Mitmenschen, ganz egal wer da gerade neben einem steht.

    Wie man als Frau eine solche Sichtweise vertreten kann, macht mich sprachlos.

    Hab eine schöne Woche & viele Grüße 🙂

    • Auch wenn ich den Artikel ebenfalls problematisch finde, insb. wegen der negativen Männerklischees und der unglücklichen Formulierungen, muss ich die Autorin etwas in Schutz nehmen. Das heißt nicht, dass ich ihrer These zustimme, wohlgemerkt. Sie verdient es dennoch gelesen und verstanden zu werden.

      „…unter dem Deckmantel des Feminismus Victim Blaming betreibt. Keine Frau, egal wie sie sich kleidet, schmückt und gibt ist jemals Schuld an sexueller Belästigung und Missbrauch.“
      Das hat sie nie irgendwo geschrieben und sich ausdrücklich mehrfach davon distanziert.

      „..Gleichzeitig wird suggeriert, dass Schönheit bzw. das Interesse an „Oberflächlichkeiten“ … und Intelligenz, Erfolg und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sich ausschließen.“
      Nein, auch das hast du völlig in den falschen Hals bekommen. Die These der Autorin ist, dass diese Oberflächlichkeiten den Frauen die Kapazitäten für andere Dinge nehmen, für die sie dann schlicht weniger Ressourcen haben. Überspitzt formuliert: In der Stunde, in der manch eine sich Makeup und Haare macht, hätte sie auch ein Buch lesen können. Sie verurteilt damit weder das Sichzurechtmachen, noch sagt sie, dass zurechtgemachte Frauen blöde sind. Lediglich, dass diese Zeit fürs Zurechtmachen aus beruflicher Sicht vergeudet ist. Das mag man anders sehen und die „jeder darf, wie er will“-Keule rausholen, aber das ist in der Argumentation der These nicht zielführend, denn man dreht sich im Kreis.

      Ich kann dem Artikel insg. einiges Positives abgewinnen. Zum Beispiel die Anregung, Arbeitsbekleidung von Frauen und die Attitüde der Arbeitgeber gegenüber dem Auftreten seiner Arbeitnehmerinnen anzupassen.

    • Ich kann da Marta nur zustimmen. Auch ich stehe nicht zu 100 Prozent hinter dem Artikel, aber ich denke, dass man über einige Aussagen durchaus nachdenken und reflektieren könnte. Die „Victim-Blaming-Keule“ herauszuholen ist meiner Ansicht nach eine eher kurzsichtige Reaktion.

      Vieles, was die Autorin beschreibt, habe ich mich selbst auch gefragt. Stichwort Highheels – sie sind in den meisten Fällen unbequem und zerstören auf lange Sicht unsere Füße. Natürlich darf jede Frau tragen, was sie möchte und wenn sie Highheel schön findet – bitte. Ich stelle mir dabei eher die Frage, warum Highheels als schön empfunden werden? Liegt es nur am persönlichen Empfinden? Oder spielen da nicht auch die Modeindustrie und gängige Schönheitsideale mit rein, die uns seit Jahrzehnten suggerieren, dass das nun mal Teil einer attraktiven und erfolgreichen Frau ist?
      Auch wenn der Artikel erst mal sauer aufstößt und ich nicht hinter jeder Aussage der Autorin stehe – er ist meiner Meinung nach auch zu radikal formuliert und droht, in die bevormundende Richtung zu kippen – , so lädt er doch dazu ein, die eigenen Gewohnheiten und das eigene Empfinden von Ästhetik zu hinterfragen. Gerne auch auf beide Geschlechter bezogen.

  • „Ich war selten so wütend auf einen so kurzsichtigen, engstirningen und bevormundenden Artikel, der noch dazu vor Klischees und eben jenem Sexismus nur so kotzt. Sind es also abermals die Frauen, die sich anders verhalten, vor allem aber etwas an sich limitieren müssen, um besser behandelt, beachtet oder gesehen zu werden? FUCK YOU. “

    Ja, ich auch! So ein sinnloser Mist!

  • Arg, ja! Dieser Artikel hat mich auch gestern zum Frühstück unglaublich wütend gemacht. Mal davon abgesehen, dass das kurze-Rock-selber-schuld-Argument auch in rhetorischer Verpackung nicht besser und wahrer wird (Victim-und Slutshaming, Dankeschön dafür) – die Behauptung Aussehen und Karriere schlössen sich aus ist einfach nur unverschämt und haut richtig schön in die altbekannte schön=blöd Kerbe. Und keine Form von Totalitarismus (Bekleidungsvorgaben/quoten) wird dadurch besser, dass einem das Reglement halt zufällig in den Kram passt. Andere, die einem nicht passen, klein zu machen ist ein ganz billiges und mieses Mittel. Misogyne Frauen, die ihre Choose als Feminismus deklarieren, sind einfach, ach da fehlt mir irgendwies Wort für. Unsolidarisch und der Sache (Gleichberechtigung und Abbau von Vorurteilen) abträglich, auf jeden Fall.

    Dass jemand mit solchen Ansichten an der Uni lehrt und vllt der ein oder anderen Stundentin (,die böserweise 20 Minuten-bis zwei Stunden maximal?!? ihrer Zeit zum sich Zurechtmachen und sich dadurch btw ggf was Gutes tut „verschwendet“-klar jeder normale Mensch arbeitet ja auch 24/7 an seiner Karriere, is klar) ne Chance verbaut oder durch ihr giftiges Mindset vielleicht auch „nur“ den Mut und die Lust am (wissenschaftlichen) Denken und Forschen nimmt, da wird mir ganz anders.

    Es gibt irgendwie noch verdammt viel bei dem Thema Gleichberechtigung zu tun. Danke, dass Du Deine Stimme und Plattform immer wieder dafür nutzt, Lina! (Neben Deinem anderen lesenswerten Content, der nicht nur gut geschrieben und optisch schön aufbereitet ist, sondern m.E. auch regelmäßig richtige zum Nachdenken anregende Perlen enthält. Dein Artikel zum Thema Frenemy zum Beispiel hat mich in dem Prozess, sich von Leuten, die einen einfach immer wieder kleinhalten und schlecht fühlen lassen, zu lösen, begleitet und als Mutmacher bekräftigt.)

    Ich wünsche eine schöne Woche, mit mehr Menschen-großmachenden Artikeln und mehr leckerem Essen in Gesellschaft von netten Menschen. :^)

  • Ich finde, du brauchst keine Werbung für dich selbst machen! Denn deine Texte und Bilder stehen schon für sich selbst! Dieses „Wer-am-lautesten-streit-wird-man-meisten-beachtet“ nervt mich als Leserin sowieso nur. Deine Zurückgenommenheit ist da wirklich eine Wohltat unter all den Like- und Aufmerksamkeitsüchtigen.

    Ich habe mir den Artikel #OhneMich gerade ein Stück weit durchgelesen und schäume vor Wut. Zu sagen, wir müssten aufhören uns schön zu machen, damit die Männer uns nicht mehr nur als Körper ansehen, bringt mich echt auf die Palme. Soll das denn bitte bedeuten, wir müssen uns besonders hässlich machen, nur damit es den Männern leichter gemacht wird, uns als Menschen und nicht als Lustobjekt anzusehen? Warum sind denn die Frauen schon wieder schuld, wenn sich Männer daneben benehmen? -.-

  • FASHION STATEMENT? – Absolut! Wenn du so lange überlegst, einfach machen. Dann merkst du schon, ob es mit dir und dem Leomantel passt.
    WÜTEND – Zurecht! Was ein engstirniges, frauenfeindliches Bild. Und sie merken es nicht mal.

  • Liebe Lina,

    Leopardenmäntel gehen meiner Meinung nach unbedingt! Ich bin auch gerade auf der Suche, du wirst das bestimmt fantastisch interpretieren, falls du dir einen kaufst.

    Und zur Eigenwerbung: Ich glaube, dass schätze ich auch an dir, dass du das gerade nicht machts. In meiner Abobox habe ich niemanden, der für sich selbst schreit und darauf aufmerksam macht, wie toll er ist. Ähnlich wie bei Game of Thrones: „Any man who must say I am the king is no true king.“ 😀

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