WEEK IN SOME NOTES – WOCHENRÜCKBLICK & RECAP 32 IN 2017

#32

Berlin, das Schönste an dir ist immer, wenn du wieder aufhörst, wenn ich über Spandau aufs Land fahre, dich hinter mir lasse und mit dir die Gefühle, die du auch 8 Jahre später noch auslöst. 
Jedes Mal wenn ich dich besuche, fahre ich an meiner alten Wohnung vorbei, die sich anfühlt, als würde sie zu einem anderen Leben gehören, das ich so falsch gestartet habe. 
Jedes Mal passiere ich deine Uni, die ich freiwillig verlassen hab und bei deren Anblick ich mich doch immer wieder wie eine enttäuschte Erwartung fühle, wie jemand, der ich hätte sein können, aber der ich nicht geworden bin. 
Dich zu verlassen war das Beste, was ich tun konnte. Und trotzdem erinnerst du mich immer wieder daran, wie wenig ich bei dir ankam, wie verloren ich mich mit dir gefühlt hab und wie viele Fehler zwischen deinem Beton und der Spree passiert sind. 
Ich werd mich vielleicht nie wohl mit dir fühlen. 
Du bist der Friedhof meines Fehlstarts. Und jedes Mal wünsche ich mir dann doch wieder ein bisschen, dass wir besser zusammen gewesen wären. 

"Das Schönste an Berlin ist immer, wenn es wieder aufhört."

 

 

"Kein Leugnen mehr möglich, es wird Herbst.."                          

THOUGHT, WEEK #32

Heute Nacht brauche ich zum ersten Mal die dickere Decke, weil mir gegen 02:00 Uhr morgens und bei offener Balkontür, bei Wind und Regen, zu kalt in den Leinen wurde, die noch an den Sommer erinnern. Wenn ich mich morgens auf den Balkon setze, geht das nicht ohne dicken Pullover, statt mit einem lauen Sonnenaufgang teile ich meinen Kaffee mit kühler Luft, auf dem Holzfußboden liegen erste Blätter, die von der Linde neben meinem Fenster hineinwehen und selbst hier, mitten in der Stadt, setzt sich Nebel auf die Hinterhöfe. Es ist nicht mehr zu leugnen, nicht einmal, wenn man den Sonntag noch mit einem Sommerkleid im Biergarten verbracht hat: es wird Herbst, wirklich Herbst.
Und so sehr ich ihn jedes Mal ersehne, so sehr er meine liebste Jahreszeit ist,  die mit vielen persönlichen Traditionen geschmückt ist, die mir immer viel zu kurz vorkommt, so sehr fühlt er sich in diesem Jahr auch wie ein Abschied an, für den ich noch gar nicht bereit war, denn mein Sommer ist noch unfertig, nicht am eigentlichen Ende, viel zu schnell vorbei .. 

WEEKLY MUSIC PICKS 

DECISIONS..

Ich muss gerade eine Entscheidung treffen, mit der ich mich sehr, sehr schwer tue und die ich die ganze Zeit zu umgehen oder zumindest zu verbessern hoffe. 

Im Oktober fliege ich eigentlich wieder nach Kapstadt und wollte meine Grandma mitnehmen, um ihr den Ort zu zeigen, an den ich ziehen will und vor allem Zeit mit ihr zu verbringen. Sie ist diejenige, die mich immer, immer unterstützt hat und der ich es einfach schuldig bin, jetzt auch mal etwas nur für sie zu machen. 

Gleichzeitig habe ich die Möglichkeit in Kapstadt zu arbeiten, um ein paar Tage zu verlängern. Problem: ich kann meine Grandma unmöglich allein zurück fliegen lassen, sie spricht kein English, wäre vollkommen überfordert. Eigentlich hatten Freunde von mir geplant die Reise zu begleiten, die jetzt allerdings abgesprungen sind, sodass wir nicht nur das Programm und die Unterkunft, die ich schon ausgesucht hatte, sondern überhaupt die Organisation neu planen müssen .. ich bin gerade ziemlich überfordert damit, was das Richtige ist .. 

MONSTERA NEWS

Das ich mal würde darüber schreiben können, dass eine Grünpflanze sich in meinen Hände und unter meiner Obhut so gut entwickelt, dass sie Ableger bildet, größer wird, als vermutet und ich vielleicht bald 2 oder sogar 3 neue Pflanzen in meiner Wohnung züchte .. aber ja, meine monstera deliciosa entwickelt sich so gut, dass ich mich gerade in die Kunst der Vermehrung durch Ableger einlese und meinen Urban Jungle ausweiten kann. 

LOLLA PALOOZA

Am Wochenende besuchte ich wie auch im Vorjahr wieder das Lolla Palooza in Berlin. Drittes Jahr, dritter Standort, gleiche Problematik: zu viele Menschen, zu wenig Organisation, zu lange Schlangen und ein lächerlicher konstruierter VIP-Bereich.
Warum es mich trotzdem immer wieder auf das Festival zieht? Vermutlich, weil es das letzte vor dem Abschluss des Sommers ist, weil das Line Up mich immer wieder anzieht und weil ich in diesem Jahr noch dazu wusste, dass meine beste Freundin, die ich viel zu selten sehe, auch dabei ist. Nichts kann schlecht werden, wenn die Crew stimmt. Und so fiel ich trotz Abreisechaos nach 7h auf der Rennbahn Hoppegarten völlig euphorisch und zertanzt in mein Bett. Die Beatsteaks, Marteria, der mal schnell Casper auf die Bühne zauberte, Mumford & Sons und ein letztes Mal Hände hoch, springen, ausflippen – Sommer! Das war großartig! 

Einzige Gedanken, die ein bisschen ernster klingen und die ich schon mit vielen von euch bei Instagram teilte: Es nerrrrvt, dass viele influencer ihre Chance auf großen Festivals dabei zu sein, Musik zu erleben oder ganz neu kennen zu lernen, mit den Füßen treten, nur kurz von Konzerten erzählen, auf denen sie nie waren und den ganzen Tag im abgetrennten VIP Bereich hängen, von dem aus man die Bühnen weder hören noch sehen könnte. Ich freu mich jedes Mal Kollegen, die Musik wirklich fühlen  in der Menge und vor den Bühnen zu treffen, ich mag es meine Freude an Festivals zu teilen und euch Lust auf die Künstler zu machen, die mich mitreißen. Lasst euch nicht von Leuten "inspirieren", denen es maximal darum geht, dass ihr Bizeps oder Booty nice auf dem Post aussah, der eigentlich den Bands und Musikern Respekt zollen müsste! Für mehr echte, gefühlte (geteilte!) Momente und weniger Posingbullshit. 

NEW PODCAST = NOW ON SPOTIFY

Im Podcast dieser Woche greife ich unter anderem die Frage auf, wie es sich anfühlt mitten in den Zwanzigern noch keine finalen Entscheidungen getroffen zu haben und wie es trotzdem kam, dass ich mir die Frage nach einer Familie stellte .. 

anything to say?

Comments

  • Lina, bei „Friedhof meines Fehlstarts“ hatte ich Gänsehaut… so einen habe ich auch, und ich lerne grad mich nicht dafür zu schämen dass mein Weg nicht absolut straight war.
    Danke, wie immer, für deine Inspiration…

  • Hallo Lina,
    für mich war das Lollapalooza das erste richtige Festival auf dem ich war und ich fand es absolut genial.

    Ich finde es irgendwie schade, dass alles immer zu einer Art Wettbewerb ausartet und am Ende das Erlebte zu kurz kommt, weil Outfit und Frisur wichtiger sind, oder auch der Hinweis schon viel coolere Events erlebt zu haben. Insofern gebe ich dir absolut Recht, was deine Kritik bezüglich des fehlenden Interesses am eigentlichen Sinn eines Festivals betrifft. Mich hat tatsächlich die Musik angelockt, aber jeder wie er mag. Der VIP-Bereich hätte mich auch überhaupt nicht angesprochen, ausser vielleicht die sanitären Einrichtungen. 😉
    Ansonsten habe ich weder für mein Essen, noch mein Trinken zu lange anstehen müssen und die An- bzw. Abreise per Auto war auch perfekt organisiert. Wir sind allerdings sehr rechtzeitig auf das Gelände gegangen, weil ich mir halt auch die ersten Bands ansehen wollte und ich wurde nicht enttäuscht. 🙂
    LG Charli

  • Arbeit wird es immer geben und auch Kapstadt löst sich nicht in Luft auf. Deine Oma hingegen wird nicht immer da sein. Glaub mir, sie im Stich zu lassen, würdest du lebenslang bereuen. Was würde ich geben, meine noch für eine weitere Reise zurückzuhaben :'(

    Warst du an beiden Tagen auf dem Festival? Am Samstag soll es ja abends albtraumhaft gewesen sein, zum Glück ging es am Sonntag halbwegs. Endlich die Foo Fighters live gesehen <3 Hoffentlich ist das nächstes Jahr nicht wieder in der Walachei. Warum sie die Organisation jedes mal nicht hinkriegen, verstehe ich einfach nicht. Wenn sie doch auf die Person genau wissen, wie viele Leute kommen werden.

  • Ich war am Wochenende auch in Berlin und auch wenn meine Verbindung zu dieser Stadt viel weniger persönlich ist als bei dir – Berlin hat einfach etwas, das sich schwer beschreiben lässt und das du unfassbar schön in Worte fasst.

    Zu den „decisions“: Ich habe mal in einem Artikel gelesen, dass man sich die Auswirkungen seiner Entscheidung in naher und ferner Zukunft vor Augen halten sollte, um einer Lösung näher zu kommen. Wenn du also früher mit deiner Oma heim fliegst, dann wirst du es sicher schade finden, nicht mehr Zeit in Kapstadt gehabt zu haben. Aber auf lange Sicht? Kann dich diese Erfahrung mit einem geliebten Menschen nur weiter bringen. Von diesem gemeinsamen Erlebnis könnt ihr noch beide zehren und die beruflichen Chancen, die du verpasst hast, kannst du durch andere Projekte kompensieren. Das ist sicherlich keine Handlungsanweisung – aber vielleicht ein bisschen (hilfreicher?) Input für deine Entscheidungsfindung.

    Kathi von https://gintonictogo.wordpress.com/

  • Nehme deine Oma mit, zeige ihr den Ort, der dir so viel bedeutet. Besonders, weil sie dich immer bestärkt hat. Du würdest unglaublich darunter leiden, wenn du das nicht mehr gemeinsam mit ihr machen würdest… ?
    Ich glaube, hier zählen die Momente mit deiner Oma mehr als ein paar Tage Kapstadt, die du in Zukunft dauerhaft dort hast.

  • Pro Oma! Du bist doch bald sowieso wieder in Kapstadt, für länger? Teile die Erlebnisse mit ihr 🙂

    Deinen Podcast fand ich großartig, ich stelle mir momentan ähnliche Fragen. Würde ich wenn ich könnte, wenn die Rahmenbedingungen stimmten?
    Fühle ich mich nur nicht bereit, da ich vieles nicht habe, was dazu gehört? Bin ich irgendwo steckengeblieben, und andere sind weiter?
    Seitdem eine enge Freundin schwanger ist, ist mir aber sehr bewusst geworden, dass ich sehr glücklich bin, mit dem was ich momentan habe. manchmal braucht man externen Input , um sich selbst „Rahmen“ und einordnen zu können. Nämlich nein, ich bin nicht soweit, Kinder zu haben, mein singleleben ist gerade wunderbar und dass ändert auch nicht die Tatsache, dass ich 29 bin.
    Ich bin mir sogar sehr sicher, dass alles was ich momentan erlebe, mich langfristig weiter bringt als ein Baby. Es ist ein auf und ab, natürlich, ich hätte gerne manchmal einen Partner aber gleichzeitig wachse ich so sehr, mehr als ich es mit jemanden oder etwas könnte, das mich bindet.

  • Liebe Lina,

    Du hast mir mit deinem weekly Podcast gerade so sehr einen ewig langen Unitag versüßt! Ich war absolut fertig mit den Nerven und war nicht mehr in der Lage mit dem Rad nachhause zu fahren, weshalb ich mich dann für Laufen entschieden habe. Und dabei habe ich deinen neuen Podcast gehört. So wunderbar über etwas völlig anderes nachzudenken als das normale Chemie unizeug. Du hast mir wirklich den Abend gerettet! Gerne gerne mehr Podcasts! Absolut perfekte Stimme und immer die richtige Mischung aus Humor und Denkanstoß!

    Hast du zufällig Tipps für andere Podcasts die in diese Richtung gehen und mir meinen Nachhauseweg versüßen können, wenn ich deine schon gehört habe?

    Liebe Grüße Myri

    • Und zum Thema Oma. Nimm sie mit!
      Ich hatte meiner Oma einen Ausflug geschenkt und bevor ich ihn einlösen konnte ist sie gestorben. 🙁 das nimmt mich 4 Jahre später immernoch mit.. versäum die Chance nicht. Arbeiten kannst du noch den Rest deines Lebens.. 🙂
      Aber davon abgesehen, mach was dein Bauchgefühl dir sagt. Nur du musst mit deiner Entscheidung leben :))

  • Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es bei Kapstadt darum, ob deine Omi alleine zurück fliegt oder zusammen mit dir, oder? In den Kommentaren liest es sich nämlich so, als würdest du dich zwischen „Arbeit“ und „Omi“ entscheiden.
    Ginge es denn, dass deine Oma noch ein paar Tage dran hängt? Oder wäre sie dann aufgrund des Jobs alleine? Ich würde vielleicht eine Art Aufruf starten, ob zufällig jemand an diesem Tag zurück fliegt. Wenn ja könnte man sich doch vielleicht irgendwie einen Nachmittag in Kapstadt verabreden und wenn man sich nett findet, hätte deine Oma einen tollen Reisebegleiter. Oder?

  • Seit ich deinen Podcast für mich entdeckt habe, bin ich absolut begeistert und habe alle bisher erschienenen Folgen irgendwie ganz schön schnell aufgeholt – freue mich also sehr auf die neue! 😀
    …Und wenn du demnächst mal einen Abnehmer in Hamburg für die Monstera-Ableger suchst: ICH will auch unbedingt eine haben! 🙂

    Liebe Grüße,
    Sarah

  • Liebe Lina,

    andere Stadt, aber haargenau diese Gefühle. Wahnsinn, wie du es in Worte gefasst hast und es beruhigt mich beinahe schon, dass andere auch solch Orte haben, an denen einiges an Emotionen und Dingen begraben liegen, die man vielleicht nie jemand anders verständlich machen könnte. Vielleicht wird es ja auch wieder anders und man freundet sich neu an, in einer neuen Zeit mit neuen Umständen.

    Liebste Grüße

  • Deine Wortkünste sind sososo toll. Die ersten beiden Abschnitte lasen sich wie eine Geschichte, die einen direkt mitnimmt – ich freue mich so sehr auf dein Buch.

  • Da hätte ich mal eine Frage. Ich soll mich also nicht von Menschen inspirieren lassen, die nicht wirklich dabei sind – nicht wirklich teilnehmen.

    Aber wie erkenne ich denn diejenigen?
    Ich kann es als Leser -oder was auch immer – ja nicht kontrollieren. Kann nicht wirklich 100% einschätzen , ob es gestellt ist oder nicht . Ich könnte jetzt auch denken, dass du das genauso machst – oder eben ganz anders .
    Daher : Tips? ?

    Und ich bin auch „pro omi“
    Am Ende packt sie’s doch allein und wächst über sich hinaus . ?

    • Bei meinem Beispiel ist das doch sehr, sehr leicht zu durchschauen?
      Ich finde man merkt schnell, ob jemand sich konstruiert oder wirklich lebt, ob er Momente oder nur sich selbst einfängt ..

  • Liebe Lina.. mein Sommer fühlt sich auch so unfertig an, so unvollkommen..
    Es sollte der tollste Sommer überhaupt werden, lange Nächte, Deeptalk, Abendteuer.. der erste Sommer in Freiheit, der erste Sommer ohne Sommerferien, weil wir das Abitur in der Tasche haben.. meine finale Zeit vor meinem Auslandsjahr in Australien..
    Es kam alles anders, mein Freund hat sein Abi nicht geschafft und bleibt deswegen hier und geht zur Schule, anstelle mich nach down under zu begleiten. Meine anderen Freunde waren diesen
    Sommer nicht halb so aktiv, verrückt und mit Leib und Seele anwesend, wie ich es mir gewünscht hätte.. es war nicht unser Sommer, es war keine schlechte Zeit, aber es war kein Höhepunkt, es wurden keine schillernden Erinnerungen gemacht und die persönlichsten Gespräche führte ich gestern auf meiner Abschiedsparty und nicht an lauen Sommerabenden.. ich fühle mich nicht so frei und glücklich wie ich es mir gewünscht hätte, tatsächlich fühlte ich mich die meiste Zeit einfach so, als würde ich haltlos in der Luft hängen. Vielleicht sollte ich mich neu orientieren und vielleicht ist weggehen jetzt genau der richtige Moment, aber ich habe Angst.. Angst vor dem was kommt und Angst vor dem was sich hier ändert während ich weg bin..
    so viel zu mir, du hast gerade diese Gedanken in mir ausgelöst, Danke für deine tollen Texte!
    Alles Liebe
    Tara

  • „Der Friedhof meines Fehlstarts“ – ging mir vor einigen Wochen tatsächlich genau so. Die Stadt nach nur kurzer Zeit hinter mir zu lassen, war die beste, wahrscheinlich aber auch schwierigste Entscheidung, die ich seit langer Zeit treffen musste. Letztendlich hat sie mir so gut getan – ein kleiner Stich bleibt aber, wenn man von der Stadt hört, andere dort sind oder man aus anderen Gründen doch nochmal hin muss…

Schreibe einen Kommentar zu Anna Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Name