LIFESTYLE: DIE WAHRHEIT ÜBER SEX UND TINDER AUF FESTIVALS

DIESER BEITRAG ENTSTEHT IN KOOPERATION MIT DER AKTION #NURWENNICHESWILL 

 

„Was wünscht du dir von einem Festival?“
Sonne, 25°C, das wäre schon mal schön. Ein gutes Line-Up, bei meinen Lieblingsbands, ganz vorne mittanzen, mich losgelöst und unbeschwert fühlen  – na und vielleicht sogar noch ein Fling. Nur ein kurzer, nichts Großes, nur ein bisschen knutschen, ein bisschen die Festivalblase auskosten, in der ich so gern schwebe ..

Kennt ihr? Okay. Dann ist der Text vielleicht was für euch – und all die anderen Singles, die immer dann, wenn sie irgendwo zwischen Musik, einem Drink und den Sommermonaten hängen, sehnsüchtig nach Leichtigkeit und Abenteuer sind. Ganz egal, ob für ein paar Tage, ein paar Wochen oder nur einen Sonnenuntergang lang…

 

RÜCKBLENDE

Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich mich überreden ließ auf ein Holi-Festival zu gehen. Damals war man noch nicht ganz dahinter gekommen, wie unnötig diese Farbschlacht ist und wie unangenehm sich gefärbtes Maismehl auf der Haut und in den Haaren eigentlich anfühlt, wenn man es noch 8 Stunden und in glühender Hitze mit sich herumträgt. Ich war mit ein paar Freundinnen unterwegs, ich trank viel Wein und zu wenig Wasser und stand irgendwann mit Hang zum Übermut in der Menge, die mich nicht so richtig mitriss.
Ich weiß noch, dass ich mich umsah und ihn entdeckte. Seinen Namen weiß ich bis heute nicht, nur dass er blond war und genau so deplatziert und durchgefärbt aussah wie ich selbst, dass wir uns einen Augenblick lang in die Augen sahen – und nichts passierte. So wie das immer ist, wenn da zwar ein kleiner Moment ist, aber euch 10 Meter und zwei verschiedene Gruppen trennen, die keiner von beiden verlieren will.
Noch 15 Minuten später ärgerte ich mich, dass ich ihn ziehen ließ, eine Sekunde zu lange gewartet habe. Und ich schwor mit Schwips und mindestens 3 Gesten, dass ich sofort einen Move machen würde, wenn ich ihn noch einmal in der Menge finden würde…

Eine Stunde später tippte sie mich an, zeigte über meine Schulter – und auf den Unbekannten.
Ich erinnere mich, dass ich mich wortlos in Bewegung setze, dass ich auf ihn zuging, dass ich eigentlich nur „Hallo“ oder irgendeinen Gruß sagen wollte – aber dann einfach in seinen Kuss fiel. Ohne jede Ankündigung, ohne jedes Wort. Für keine Ahnung wie lange.
Bis ich mich löste, überrascht und überfordert die Hände vors Gesicht schlug und wieder in der Menge verschwand. Weil es der perfekte Schluss war. Ein paar Beats lang.

Ich habe genau ein Foto davon, von diesem Moment, den zufällig jemand festhielt, Und das reicht als Erinnerung. Als gute, eine, die du für einen Sommer an den Kühlschrank heftest.

 

TINDER & festival love 2017

2017 überlassen viele Singles den Festivalflirt nicht mehr dem Zufall. Wer gern weiß, was ihn vielleicht erwarten könnte, keine Lust hat über den Zeltplatz zu touren, der versucht es über Tinder. Ich kenne das Prinzip von Reisen. Nicht einmal so sehr, um ein Date oder Sex zu finden, sondern manchmal nur einen guten Abend und zwei Bier, wenn man sonst niemanden in der Stadt kennt, jemanden, der dich vielleicht mit auf eine Party nimmt oder dir einfach einen Spot zeugt, den du als Kurzzeittourist nicht entdeckt hättest.  

 

In Deutschland funktioniert Tinder manchmal nicht ganz so entspannt – dachte ich bisher, hatte vielleicht aber auch einfach die falschen Entscheidungen getroffen und darum kaum entspannte oder wirklich gute Dates gehabt. Aber ich ließ mich darum von einer Freundin anstecken, die regelmäßig im Umkreis von 3km nahe dem Festivalgelände an Donnerstagen nach einem Flirt für den Samstag sucht.

Meine Erfahrung? keine Story wert. Der Empfang ist mies, die App zieht viel zu viel Strom, Treffpunkte werden sowieso vergessen und nicht eingehalten und warum überhaupt soll ich an einem Ort, den ich mir mit 70’000 Menschen teile, an einer App hängen?

„Weil es das Ansprechen erleichtert. Weil man dann schon Kontakt aufgenommen hat und weiß, dass der andere Single ist, dass man sich nicht lächerlich macht.“
„Wie lächerlich kannst du dich denn bei einem einfach „Hallo“ machen?“, frage ich und schüttle den Kopf. „Nee..“
Ich war raus.
Und sie  – war verabredet.  Mit einem Skater aus Stuttgart, den sie hier gefunden hatte und der sich spontan mit ihr auf ein Bier verabredet hat.

Ich sehe sie erst am Sonntagmorgen wieder, grinsend, mit dieser Ausstrahlung, die Menschen haben, wenn sie die letzten 48h mit Musik, Drinks und offensichtlich ein bisschen Liebe verbracht haben. „Also war das Date gut?“ „So gut! Wir haben getanzt, geknutscht, waren dann auch die ganze Samstagnacht zusammen unterwegs, haben seinen Kumpel aus dem Bulli geworfen und stundenlang rumgemacht, bis ich irgendwann abgehauen bin.“

Später erzählt sie mir, dass sie Felix vielleicht noch einmal in Stuttgart besuchen wird. Wir wissen beide, dass das nie stattfindet, dass es einer dieser Pläne ist, die man eben macht, wenn man sich ein Wochenende lang kopfüber und unvernünftig in einen Crash wirft, dass sie vielleicht noch einen Monat lang Kontakt halten werden, bis er abbricht. Aber jetzt gerade, in dieser Sekunde, gönne ich ihr die Euphorie, die realitätsferne Blase und diesen kleinen Festivalfling, den ich eigentlich auch ganz gern mal wieder hätte…

 

BETTER SAFE THAN SORRY, RIGHT?

Ihr seid von 70000 Menschen umgeben und von Ordnern und Secu-Leuten gerahmt. aber trotzdem macht es Sinn und ist wichtig, vorher abzuklären, wohin man geht und wann man spätestens zurückkommt. Gerade wenn ihr euch mit irgendwelchen Tinder-Guys trefft. Ich erzähle euch das nicht, wie einem Teenager, den es aufzuklären gilt, sondern weil man auch mit Mitte Zwanzig immer wieder die Erfahrung macht, dass man teilweise 12h nichts von einer Freundin hört und sich dann mit mulmigem Gefühl fragt, ob eigentlich alles gut ist. Sagt euren Leuten Bescheid, verlasst euch nicht auf ein Handysignal und trefft euch nicht unbedingt gleich an seinem Zelt um kurz vor Mitternacht. Was soll das auch. Das erste gemeinsame Bier kann man sich am Wagen vor einer Bühne oder bei Tageslicht unterm jeweiligen Gruppenpavillion abholen. Zumindest war das bisher mein Move.

Überhaupt gilt: aufs Bauchgefühl achten und vorher Grenzen kommunizieren. Lasst euch nicht noch mit zum Zeltplatz locken, wenn ihr eigentlich gar keine Lust habt oder lieber in der Menge bleiben würdet, verabschiedete euch freundlich und vor allem klar, wenn ihr gehen oder euer Dates loswerden möchtet („Ich bin gleich mit einer Freundin verabredet, ich muss mich leider verabschieden!“) und bleibt direkt. Gerade wenn Alkohol und Übermut im Spiel sind, müsst ihr auf euch aufpassen, damit aus dem Flirt kein blöder Beigeschmack wird. 

 

Ja, auf Festivals wird geflirtet, geknutscht – aber weitaus weniger Sex gehabt, als das Vorurteil vermuten lässt.
Wer hat auch Bock auf engstem Raum, im schwülen oder klammen Zelt, betrunken oder verkatert, vielleicht auch einfach erschöpft noch Höchstleistungen zu bringen?
Ich für meinen Teil würde diesen Part immer auf das danach verlegen, falls es eins gibt und mich ansonsten an die zweite Base aus jeder 90er-Rom-Com halten.

Wer doch Sex hat –  Wir müssen nicht über Kondome reden oder? Be safe. Please.

Erwartungsmanagement betreiben Part #1: der Sex selbst ist die größte Aufregung, für viel mehr habt ihr keinen Platz. 

Erwartungsmanagement betreiben Part #2: auch, wenn ihr euphorisiert und angetrunken seid: noch einmal kurz überlegen, wie dringend man Sascha M. aus der Nähe von Böblingen jetzt haben muss und ob man damit umgehen kann, dass er nicht zurückrufen wird. 

Habt keinen Sex im Dixi Klo oder neben einer Absperrung und schon gar nicht irgendwo an einem Zaun Echt nicht. Zieht euch ins Auto zurück – oder in ein halbwegs großes Zelt.

Vorher nochmal ohne Bier und mit Wasser die Zähne putzen, wirkt Wunder..

Wenn schon, dann mit Spaß und bei Bewusstsein. Wenn du nicht mehr stehen, laufen oder zumindest einen Satz zu Ende bringen kannst – hab einfach keinen Sex. Mit niemandem.

FESTIVAL SEX

Expectation vs. Reality – STAY SAFE

 

Und falls doch etwas schief geht: bitte denkt nicht, dass „schon nichts passiert sein wird!“
Begebt euch unbedingt zum nächsten Sanizelt und lasst euch beraten und euch helfen.

Ihr könnt das vollkommen diskret machen, wichtig ist nur, dass ihr es macht, denn die Pille Danach muss im besten Fall so schnell wie möglich eingenommen werden. Der Irrglaube vieler: .."die Pille Danach treibt  ab! "
Das ist nicht so! Sie verhindert keine Schwangerschaft, die zu diesem Zeitpunkt schon besteht. Ja, sie kann nach dem Sex noch den Eisprung verschieben, wenn das Ei sich allerdings schon eingenistet hat, ist sie wirkungslos.

Also nicht an einem Samstag denken: "Ich geh dann einfach Montag los!" – kümmert euch sofort um euch, wenn euch etwas passiert ist.

Im Normalfall ist eine Apotheke nicht weit vom Gelände entfernt und man bekommt sein Medikament unkompliziert. Allerdings bieten die meisten Sanizelte die Pille Danach nach kurzer Beratung völlig rezeptfrei zur Einnahme an oder erklären euch die Zufahrt zur nächsten Apotheke, sodass euch binnen Minuten geholfen wird.

 

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Comments

  • Ich finde den Gedanken, auf Festivals die ganze Zeit am Handy zu hängen irgendwie abwegig… Schon allein deswegen wäre tindern keine Option für mich 😀 Und tausend andere Gründe gibt es auch… Ich finde es toll und unglaublich wichtig, dass du immer wieder über das Thema Safety first und nur, wenn man selbst damit einverstanden ist, schreibst! Ich glaube, gerade jüngere Mädels brauchen solche Beiträge! Zu schnell entsteht sonst auf einer Party etwas, was man später unglaublich bereut, weil man sich nicht getraut hat, nein zu sagen oder weil alle anderen aus der Clique ja auch schon…

    Danke für deine tollen Beiträge!
    Liebe Grüße,
    Malika

  • Jop! „Better safe than sorry“ – nicht nur auf Festivals.
    Daumen hoch, super Artikel!
    Und ich unterstreiche das, was Malika gesagt hat!

    Weiter so! Mädels wie dich braucht man zur Freundin.

    M.

  • Hallo Lina,

    ich finde es auch so toll und wichtig, dass du immer und immer wieder betonst, wie wichtig Kondome sind.
    Die Anmerkung mal kurz drüber nachzudenken, ob man damit umgehen kann, wenn der Typ sich am nächsten Tag nicht mehr meldet finde ich darüber hinaus auch so einen guten Gedanken. Da muss ich mich selbst mit meinen 35 Jahren auch noch von Zeit zu Zeit dran erinnern. Dieses schale Gefühl am nächsten Morgen, wo man sich selbst fragt, ob das jetzt wirklich sein musste, selbst wenn die Nacht durchaus aufregend war kann man sich irgendwie auch sparen.

    Danke jedenfalls für deinen tollen Artikel.

  • „Ob du Sascha aus der Nähe von Böblingen…“ und bei diesem Satz dachte ich WAS? SIE KENNT MEINE STADT?? 😀 Mal abgesehen davon, dass der Artikel wieder super geschrieben ist, hat mich das doch ein bisschen gefreut, dass ein Nordlicht meine doch relativ kleine City kennt 🙂 Also „meine“.. du weißt schon 😉

  • Ein wirklich toller Beitrag. Ich finde es beneidenswert wie offen du die Dinge aussprichst, dass du bei deinen Texten ins Details gehst und auch Themen wie die Pille danach ansprichst oder den klaren Fakt, dass Sasha M. aus Böblingen hinterher nicht zurückrufen wird und dass man sich dessen eben bewusst sein sollte. Dass man sich grundlegend bewusst sein sollte, was man möchte und vor allem was nicht. Ich mag deinen Blog sehr sehr!

    Liebe Grüße aus Leipzig. 🙂 Stephie

  • Toller Beitrag – und gerade der erste Teil hat alte Gefühle von Festivals aufleben lassen 🙂 aber mit smartphones auf einem Festival kann ich mich nicht anfreunden! Ein Festival ist eins der wenigen Momente bei mir im Jahr wo ein Tastenhandy als Notoption vollkommen genug ist. Und angetrunken in dieser Stimmung jemand ansprechen geht dann auch wie von selbst finde ich 🙂
    Danke für den Text Lina!

  • Tolle Worte und authentisch. Wahnsinn, dass du von deinem Moment ein Bild hast. Vielleicht entdeckt sich der Kerl ja jetzt wieder 😉
    Liebe Grüße,
    Melli

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