WEEK IN SOME NOTES – RECAP #9 IN 2017

THIS WEEK

Während ich diesen Weekly (zum zweiten Mal) tippe, sitze ich in Stellenbosch vor unserem kleinen Apartment und warte auf den Pick-Up. Wir haben die ersten Tage unserer Reise direkt in der Innenstadt verbracht, in einem kleinen Loft via AirBnB geschlafen und uns durch Cafés und Restaurants getestet, keine Termine gemacht und uns einfach nur treiben lassen. Es ist nicht mein erstes Mal in Kapstadt, sodass ich wenig Stress habe, die gängigen Spots sehen zu müssen, was unsere Reise ziemlich entschleunigt. Klar, ich hätte durchaus Lust, noch einmal mit Pinguinen in der Nähe von Simons Town zu schwimmen und Sachen wie den Aufstieg zum Lion’s Head oder einen Ausflug zum Table Mountain muss man einfach machen, wenn man mal wieder hier ist, aber ansonsten kann ich die Tage einfach auf mich zukommen lassen, durch ein paar Gassen schlendern oder spontan Ausflüge wie diesen buchen. Für 2 Tage testen wir uns durch südafrikanische Weine, entspannen mit Blick auf den Weinberg und genießen die Ruhe, bevor es für die letzten 4 Tage zurück nach Camps Bay geht.
Ich hätte gedacht, ich würde länger brauchen, um in den Entspannungsmodus zu kommen, aber tatsächlich dauerte es nur 12 Stunden Flug. Wenn du aussteigst, das Taxi nach Downtown nimmst und bei 25°C aussteigst und all das wieder siehst, in das du dich schon vor 2 Jahren verliebt hast, ist es nicht so schwer, anzukommen ..

I DESERVE THIS

Mein größtes Problem in den letzten Wochen war wahrscheinlich der Druck, den ich mir selbst machte. Ich hatte das Gefühl, es gar nicht verdient zu haben, mir etwas zu gönnen, Urlaub zu machen und mir eine Auszeit zu nehmen. Ich war nicht zufrieden mit mir, hatte das Gefühl, ich würde meinen eigenen Ansprüchen, meinem Job, euch Lesern, dem Blog, meinen vorgenommenen Plänen, den To Do’s, der Wohnung, meiner Familie, als auch meinen Freunden einfach nicht gerecht werden, obwohl ich es so sehr wollte. Ich wollte alles schaffen, die Buchhaltung, den Wohnungsputz, die Projekte, die Messe, die Artikel, den Podcast, die Abendessen – und irgendwie dazwischen auch einfach noch die Menschen hören oder sehen, die ich vermisste. Ich schlief irgendwann nur noch 3 oder 4 Stunden in der Nacht auf dem Sofa, arbeitete mich ab, war danach trotzdem noch nicht zufrieden, kämpfte gegen die Erschöpfung und Existenzangst genau so, wie gegen das schlechte Gewissen, das sich in mir breit machte, wenn ich schon wieder ein Treffen absagen musste oder 2 Wochen auf die Mail einer Bekannten nicht geantwortet hatte. Wenn dazu dann noch Vorwürfe kommen („Nie hast du Zeit..“ „Das ist ja schon Mal passiert, dass du dich länger nicht meldest, ich bin ziemlich enttäuscht..“), ist das eine miese Kombination. Ich saß irgendwann heulend vor meinem Laptop, weil die Hilfe, um die ich gebeten und die ich bezahlt hatte (Stichwort Helpling und Hermes-Express), mir nur noch mehr Arbeit machte (Stichwort Reklamationen..) und mein Urlaub einfach unter keinem guten Stern mehr stand. Zum Glück gab es meine Eltern, die mir dann einen Großteil abnahmen und Freunde, die auf mich aufpassten und mir einen Großteil der Arbeit versuchten abzunehmen .. Jetzt bin ich hier. 9700km weit weg. Und übe das Loslassen ..

HEAVY ROTATION

HVV – EINE STORY

Ich stand vollbepackt auf der Rolltreppe am Schlump, in einer Hand meine Einkäufe, in der anderen die HVV App, mit der ich mir gerade ein Ticket kaufte.
Ich hörte den einfahrenden Zug, nahm die Beine in die Hand und warf mich in den Wagon.
Mit mir stiegen noch 3 andere Personen ein, die sich mit dem Schließen der Türen als Fahrkartenkontrolleure entpuppten.
Ich zeigte meine Fahrkarte vor, die ich heruntergeladen und bezahlt hatte.
„Tut mir Leid, die Fahrkarte ist nicht gültig. Sieht schlecht aus.“
„Hm?“
„Die Fahrkarte ist noch keine 120 Sekunden alt. Und damit nicht gültig.“
„Bitte nochmal…“
Dann erklärte sie mir, dass Online-Tickets erst nach 120 Sekunden gültig werden. Wenn man es am Bahnsteig kauft und sofort in die Bahn steigt und dann sofort kontrolliert wird, hat man leider schlicht Pech.
Noch dazu hätte ich mich so oder so eines Vergehens schuldig gemacht, weil ich die Fahrkarte auf der Rolltreppe und damit 15m hinter dem „fahrkartenpflichtigen Bereich“ herunterlud. Die Rolltreppe hätte ich quasi nicht einmal benutzen dürfen. Aber das ist eine andere Geschichte
Ich frage sie, ob sie sich vorstellen kann, wie viele Leute entspannt auf den langen Rolltreppen ihre Tickets buchen oder deren Herunterladevorgang manchmal wegen eines gedrosselten Datenvolumens länger dauert, sodass er vielleicht erst abgeschlossen ist, wenn die Leute gerade in die Bahn steigen (und es nicht einmal bemerken oder sich je darüber Gedanken gemacht haben).
„Dann müssten die Leute den fahrkartenfplichtigen Bereich verlassen und eben auf die nächste Bahn warten. Außerdem gibt es eine AGB, die jeder Fahrgast lesen und kennen muss, bevor er Online-Tickets kauft.“
Aha.
Der HVV will damit verhindern, dass Fahrgäste „sich einfach schnell eine Fahrkarte kaufen, wenn wir Kontrolleure einsteigen.“
Aha.
Auf den großen Werbeplakaten in ganz Hamburg wirbt der HVV mit der App für mehr Freiheit, Zeitersparnis und Comfort beim Fahrkartenverkauf, etwa um ohne Kleingeld und unter Zeitdruck schnell noch die Bahn zu erwischen.
Geht es aber nach den tatsächlichen Regeln, muss ich meine Fahrkarte herunterladen, 2 Minuten warten und darf DANN die Rolltreppe oder aber die Bahn betreten. Alles andere kostet 60€. Auch wenn man vorher schlappe 6€ in ein Ticket investiert hat.
Letzter Versuch, ich frage sie nett und ehrlich gesagt ziemlich matt, ob sie es bei einer Belehrung belassen kann, gestehe ihr zu, dass ich jetzt besser informiert bin und von nun an meine Tickets tatsächlich 15m früher kaufe, dass ich einen wirklich miesen Tag hatte, es nicht böse meinte und nur meine Bahn nach Hause erwischen wollte. Dass ich mir nichts Böses dabei gedacht habe und erst recht keinen „Vorteil erschleichen wollte.“
Sie sieht mich an – und gibt mir meinen Überweisungsträger. 60€.
Ich schmeiße wohl doch lieber wieder unzählige Centstücke in einen ratternden Automaten, der das Ticket widerwillig herausstottert, während die Türen der U2 sich schon öffnen, um dann mit rasendem Puls und dem letzten Piepton noch mein linkes Bein aus der Tür zu ziehen.
Das Papierticket ist zwar mies für die Umwelt und 10% teurer – aber dafür sofort gültig.

Viele Leser rieten mir, mich mit diesem Posting an das Online-Team des HVV zu wenden. Der HVV hatte zu meiner Geschichte übrigens nicht viel mehr als einen Hinweis auf deren AGBs und einen Zwinkersmiley mit dem Spruch: „Man geht ja auch nicht ins Kino und kauft dann erst im Saal das Ticket.“ übrig.

PODCAST

Auf den neuen Podcast müsst ihr leider noch ein bisschen länger warten. Leider funktioniert das Mikro, das ich mit nach Kapstadt brachte, nicht, sodass ich die letzten 3-4 Minuten der jeweiligen Folgen 8 und 9 nicht aufnehmen kann. In Folge 8 wird es um unerwiderte Gefühle gehen und wie man mit ihnen umgehen kann. In Folge 9 erzähle ich (da gab es aktuellen Bedarf) von meinen miesesten Dates. Die Kolumne dazu kommt am Sonntag.

WEEKLY LIVE CHAT

Von nun an wird es wöchentlich einen Instagram Live Chat mit mir geben. In den letzten Wochen hatte ich das immer mal wieder getestet und darüber nachgedacht und mich jetzt entschieden, dass ich die Idee mag, euch einmal in der Woche, am Montag oder Sonntag gegen 21:00 Uhr zu hören, mit euch über die Woche, Beiträge und Random-Stories zu quatschen und euch auch die Möglichkeit zu geben, mit mir nicht nur Aktuelles zu diskutieren, sondern auch einfach Fragen zu stellen. Was sagt ihr?

 

anything to say?

Comments

  • Eine unglaubliche Geschichte mit der Bahn. Ich kann deren Seite verstehen (!), dass wenn man einen Kontrolleur sieht schnell nochmal ein Ticket ziehen möchte. Aber DIREKT nach dem einsteigen kontrolliert zu werden, gerade einen Fuß in die Bahn und man wird direkt angesprochen ist auch nicht die fein Art. Pech im Unglück, obwohl ich die Idee sonst ziemlich gut finde! Aber mal mit einem Augenzwinkern von der Person gegenüber hätte ich in deiner Situation schon erwartet, du siehst jedenfalls nicht so aus, als ob du sowas öfters machen würdest, oder? 😉

    Ich wünsche dir weiterhin viel Entspannung, Erholung, Sonne und Glücksgefühle auf deiner Reise liebe Lina!

    LG Vanny <3

    http://vanessa-may-photography.blogspot.de

  • „Der HVV hatte zu meiner Geschichte übrigens nicht viel mehr als einen Hinweis auf deren AGB’s und einen Zwinkersmiley mit dem Spruch: „Man geht ja auch nicht ins Kino und kauft dann erst im Saal das Ticket“, übrig.“

    Ja, und so ist Deutschland… traurig.

  • Hi Lina,

    ich lese deinen Blog wirklich wahnsinnig gern und auch mich packt oft dieser Stress allem gerecht werden zu wollen. Aber meist macht man sich den Stress einfach nur selber – in den Gedanken – und schon weiß man nicht mehr wo man anfangen und wo man aufhören soll. Ich kann dir dieses Buch empfehlen: https://www.amazon.de/Arsch-vorbei-geht-auch-ein/dp/3868826661
    Sehr leichte Lektüre, aber witzig geschrieben und vieles auf den Punkt gebracht.

    Weiterhin viel Spaß in Kapstadt und geniesse die Auszeit.

    Liebe Grüße,
    Katharina

  • So eine ähnliche Bahngeschichte hatte ich mal in Berlin. Kann man wirklich nichts machen, einfach abhaken und sich seinen Teil denken.
    Das mit dem Genießen und Loslassen ist so eine Sache. Manche Menschen können das einfach so, anderen fällt das wirklich sehr schwer. So viele Dinge liegen aber einfach nicht in unserer Hand. Das klingt zwar nach einem abgedroschenem Klischee und klar ist das besonders schwierig für jemanden, der auch sehr hohe Ansprüche an sich selbst stellt. Aber mal abzuschalten, durchzuatmen und Dinge einfach gut sein zu lassen, das muss man eben auch üben und sich zur Not dazu zwingen. Daher devinitiv die richtige Entscheidung mal wegzukommen.

    Ich wünsch dir auf jeden Fall noch viel Spaß und die Erholung, die du verdienst!

  • Ungh, diese blöden App-Tickets. Mir erschließt sich der Vorteil auch nicht, außer, man hat gerade kein Kleingeld dabei. Lustigerweise habe ich monatelang meine Tickets kurz vorher gekauft und mich über den komischen Countdown gewundert, wurde aber nie kontrolliert (keine Großstadt). Jetzt weiß ich es besser 😀

  • Die HVV-Geschichte ist ja lachhaft… oh mann, da machen die ernsthaft Werbung mit mehr Zeit, mehr Freizeit etc. und dann das? Und ein Hinweis auf die AGB’s? Ich muss da echt lachen.

    Ich wünsch dir eine schöne Reise, Lina 🙂

  • Hatte so etwas vor kurzem auch beim hiesigen öffentlichen Nahverkehr. Hatte mir ein Ticket gezogen, das man in der Bahn abstempeln musste und hatte eine große Trainingstasche über der Schulter. Um die Hände frei zu bekommen, hievte ich die Tasche auf einen Sitz und ließ mich kurz daneben hinplumpsen und stand wieder auf, um das Ticket zu stempeln. Da stellte sich mir ein Trio Fahrkartenkontrolleure in den Weg. Offenbar hatte ich mich in dem Moment strafbar gemacht, in dem mein Hintern kurz den Sitz berührt hatte, weil man sich zwischen Einsteigen und Abstempeln nicht setzen darf. Alles verständlich … aber die drei hatten ja genau gesehen, dass ich es mir nicht bequem gemacht hatte, sondern direkt wieder aufgestanden war. Aber hey … 😉

  • Liebe Lina,
    das ist echt eine unglaublich ärgerliche Geschichte mit der HVV. (Und irgendwie auch typisch unfreundliche Kontrolleure) Ich war auch schon am überlegen ob ich mir die App herunterladen sollte, aber habe mich soeben dagegen entschieden.
    Und die Idee mit dem Live Chat finde ich super!
    Viele liebe Grüße und weiterhin viel Spaß in Kapstadt!
    Anna 🙂

    https://wwwannablogde.blogspot.de/

  • Oh man, was für eine Geschichte mit der Bahn. Ich hab da auch schon einiges erlebt. Erst letztens als ich in Stockholm war, durfte ich noch einmal eine extra Gebühr zusätzlich zum Bahnticket bezahlen, um von der Bahn in den Flughafen zu dürfen. Das habe ich dann aber auch erst erfahren, als ich schon am Flughafen war. 12 Euro wohlbemerkt. Nunja, bei sowas darf man sich nicht aufregen, sondern muss eigentlich darüber lachen (ja fällt schwer…).

    Ganz liebe Grüße,
    Alina von http://www.selfboost.de

  • Also das mit der Bahn ist ja wirklich mehr als dreist ! Dass da überhaupt kein Entgegenkommen stattfindet kann ich einfach nicht verstehen.

    Die Livechats finde ich eine super Idee. Da freue ich mich echt drauf.
    Genieß noch die letzten Tage Sonne 🙂

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