BULLSHIT, DEN ICH 2017 EINFACH MAL LASSEN WILL

Ich habe eigentlich schon vor einiger Zeit damit aufgehört mir eine lange Liste von Dingen vorzunehmen, die ich eigentlich total gern umsetzen würde und die mir dann erst wieder einfallen, wenn es urplötzlich März ist, ich mich immer noch nicht so ernähre, wie ich es gern würde, nur auf 12 der 50 angepeilten Joggingkilometer komme und schon wieder zu spät mit den Rechnungen dran bin. Gute Vorsätze sind das Eine, wirklich sein Leben und Gewohnheiten zu ändern – das ist eine ganz andere Geschichte, die nicht einfach so mit einem neuen Datum, sondern in einem Prozess passiert. Trotzdem mag ich die Motivation, die mit dem neuen Jahr in uns geweckt wird und nehme es gern zum Anlass, um mich selbst, Erfahrungen oder Verhaltensweisen zu reflektieren und mal über ein paar Veränderungen nachzudenken, die wirklich nötig sind. Es gibt ja auch kleine Dinge, die einfach abzuschalten sind, wenn man mal darüber nachdenkt und sich ehrlich hinterfragt. Es gibt da eine ganze Menge negativer Angewohnheiten, die uns an anderen so unheimlich stören würden und sie nicht gerade gut aussehen lassen – während wir sie bei uns selbst nicht einmal bemerken.
Hier kommt also mein eigener Crap, Unsinn und Bullshit, der sich über die Zeit in mein Jahr und mein Verhalten eingeschlichen hat und den ich 2017 unbedingt hinter mir lassen will…

1. ABFALLEIMER TWITTER

Vielleicht kennt ihr das, vielleicht ist es auch nur meine Filter-Blase, aber Twitter ist prinzipiell ein Ort, auf dem wir uns ein bisschen zynischer oder ironischer anhören, als wir es tatsächlich sind und so viel Spaß, wie mir manchmal ein guter Twitter-Rant macht (ob ich ihn nun selbst produzieren oder bei anderen lese), fiel mir dann mit ein bisschen Abstand und Reflexion eine gewisse Abart in meinem Titter-Verhalten auf: teilweise denke ich 48h nicht an den Dienst, bzw. die App, aber in der Sekunde, in der mich etwas nervt, ärgert, ein Dienstleister Mist baut oder ich mir Luft machen müsste, öffne ich sie und tippe drauflos. Nicht einmal, weil ich eine witzige Alltagsanekdote zu teilen oder echte News um eine Situation hätte, nicht einmal für die Hälfte meiner Follower oder Außenstehende nachvollziehbar, sondern einfach nur um Dampf abzulassen. Das wäre prinzipiell nicht schlimm, würde man sich nicht irgendwann darüber wundern, was für ein Bild man an seine Mitmenschen abgibt. Das sieht dann nämlich so aus: „Entweder hört man da gar nichts von ihr – oder nur Gemotze!“
Nee, mag ich nicht, nervt mich bei anderen und ist nichts, was ich von mir selbst gerne höre.
Sicher, ich werde auf Twitter weiterhin zynisch und ironisch und sicher, wer möchte, wird mich dort auch weiterhin noch falsch verstehen (meinen Humor muss ja auch nicht jeder teilen) – aber ungefiltertes Luftmachen und unnötiges Abladen von Emotionen, als wären meine Mitmenschen und Twitter die Müllkippe für all den Crap, der mir unreflektiert durch den Kopf gehen? Wird abgestellt.

2. LEERER KÜHLSCHRANK, MIESE ERNÄHRUNG

Muss ich mich darüber wundern, dass meine Haut schwächelt, mir mein Gewicht gerade nicht passt, meine Fortschritte beim Sport stagnieren und ich viel zu viel Geld im Monat für mein Essen ausgebe, wenn 80% von Lieferdiensten kommt? Nope, muss ich nicht.
Und trotzdem hat es sich in den letzten, besonders kalten Monaten eingeschlichen, dass ich zu faul zum Einkaufen bin (Menschenmassen, Schlepperei, Schlange stehen, dann Kochen, aufräumen .. meh), mit großem Hunger vor meinem völlig leeren Kühlschrank stehe, dann überschlage, wie lange es dauern würde jetzt den Supermarkt zu bemühen und zu kochen, um dann doch bei Deliveroo schnell zu ordern, weil ich damit weder Arbeit noch Abwasch und in unte 40 Minuten in warmes Essen hätte. Problem: als Single kommst du nie einfach so auf den Mindestbestellwert, kaufst also immer noch etwas Unnützes zusätzlich, gibst zu viel Geld aus und ernährst dich nicht gerade ausgewogen.
Als ich vor ein paar Tagen dann doch mal den Kühlschrank füllte, mir selbst eine Suppe kochte, Salat schnippelte und sogar das Frühtück für den nächsten Tag vorbereitete, fiel mir auf, wie einfach es ist, wenn ich nur am Ball bleibe, meine Mahlzeiten ein bisschen voraus plane und mich selber auch mal diszipliniere das zu essen, was eben da ist und nicht in dem zu schwelgen, worauf ich gerade imaginär so viel Lust hätte.

3. „ÜBERBUCHT“ ZU SEIN, IST KEINE STÄRKE

Ich schrieb es schon 2015 in einem Post – und bin auch 2 Jahre später noch der gleichen Meinung: ein ach so voller terminkalender ist kein Zeichen für ein ausgefülltes Leben. Und ein ewig aus- oder sogar überbuchter Mensch weder gute Gesellschaft, noch ein erstrebenswertes Vorbild. Ich muss mich immer wieder selbst dazu anhalten, nicht den Fehler zu machen, mir die Wochen in der Theorie so voll zu hauen, dass ich spätestens an jedem Dienstag feststelle, dass ich die Hälfte der Planung wieder absagen muss oder schlicht nicht einhalten kann. Ich weiß manchmal nicht, ob ich Zukunfts-Lina für eine Art Dumbledore mit Zeitumkehrer halte, aber Fakt ist: das was ich ihr aufbürde, macht manchmal einfach keinen Sinn. Viel wichtiger, gerade in der Selbstständigkeit: offen und ehrlich überlegen, was man leisten kann, nicht auf jeder Hochzeit tanzen wollen und vor allem: die Termine im Überblick behalten! Immer erst einmal aufzuladen und dann realistisch zu überschlagen, was man neben dem eigentlichen Tagesablauf noch zu leisten vorhat, um dann in Stress auszubrechen (Killer für jede kreative Arbeit und gerade das Schreiben!), manches nicht so abarbeiten zu können, wie man es sich gewünsch hat und dann erst recht nicht mit sich zufrieden zu sein, ist definitiv BULLSHIT. Überbucht sein ist keine Stärke, es ist eher ein Zeichen für ziemliche Schwächen im realistischen Zeitmanagement und garantiert nur eins: Frust.

4. PFANDFLASCHEN

In meiner Garage gibt es eine Goldgrube, bestehend aus einem Heer Mehrwegflaschen. Im Ernst, wieso bringe ich es nicht fertig sie regeläßig abzugeben? Wieso nehme ich sie nicht bei jedem Einkauf oder zumindest jedem zweiten mit? Wieso fallen sie mir immer erst wieder ein, wenn sie mich mit all ihrer Menge erschlagen und ich 2 Einkaufswagen und Nerven aus Stahl brauche, um sie loszuwerden? WAS LÄUFT FALSCH BEI MIR?!

5. LOSLASSEN, EINFACH MAL LOSLASSEN

Es gibt Menschen, die lassen sich ausschließlich von dem beeinflussen, was ihnen positiv begegnet, die blenden Kritik aus und wagen keinen Blick auf die andere Seite der Medaille. Klar, kann man machen, ist aber nichts für mich, weil ich das durchaus oberflächlich und shallow finde. Für mich gibt es keinen Fortschritt, wenn an nicht auch bereit ist sich mal mit Fehlern auseinanderzusetzen, mal traurig zu sein, unzufrieden oder mit sich selbst für einen Moment im Zwist. Das ist Arbeit und Entwicklung für die eigene Persönlichkeit und das finde ich ungemein wichtig.
Ich tendiere aber zu einem anderen Problem, das mich nicht weniger bremst.Ich lasse mich magisch von dem anziehen, was mich runterzieht. Vor allem privat – aber auch beruflich. Sagen mir 5 Leute, dass ich etwas toll gemacht habe und einer kritisiert mich, vergesse ich die 5 Lobenden und beschäftige mich den halben Abend mit meinem Kritiker. Manchmal kann das gut sein – sehr viel öfter aber, nimmt es einem die Leichtigkeit mit sich selbst und den eigenen Spaß an einer Sache. Ich will nicht davon abhängen, dass andere mich beklatschen – aber warum hänge ich dann manchmal davon ab, dass ich die Kritiker überzeuge?
Mit der öffentlichen Wahrnehmung ist das noch einmal etwas ganz anderes, da mache ich mir nichts vor. Wenn du Stellung nimmst, wirft man dir eine übermäßige Rechtfertigung vor, wenn du die Kritik einfach ignorierst, bist du überheblich und unnahbar und selbst wenn du dich um eine Balance bemühst, wird es immer jemanden geben, der dir sagt, dass ein noch anderer Jemand noch besser mit Kritik umgeht als du. Das habe ich irgendwie ganz gut akzeptiert und kann es mittlerweile für mich differenzieren.
Aber so ganz persönlich? In und mit mir selbst? Hänge ich doch noch viel zu sehr dem nach, das mich runterzieht. Das gilt auch für mein Privatleben, meine Klicks im Internet oder so manche Diskussion. Wieso sehe ich mir denn immer wieder das an, was mich nur traurig oder wütend macht? Es mit dem gut sein lassen, das mich zwar stört oder nur verletzt, aber das ich tatsächlich nicht ändern kann. Definitiv ein Vorsatz, den ich sehr ernst nehme.

6. SCHLUSS MIT DEM SUBTEXT

Als selbstständige Singlefrau nicht nur beruflich ein Unternehmen zu führen, sondern auch privat zu bestehen erfordert einiges an Mut, Stärke und Selbstvertrauen. Du bist auf dich allein gestellt, auch wenn du noch so gute Freunde hast und du wirst dein Rückgrat wirklich brauchen, gerade dann, wenn man du ich entscheidets die Dinge nicht so zu tun, wie die breite Menge es erwarten oder beklatschen würde.
Wie schwer es sein kann für sich selbst, seine Überzeugungen oder auch die eigenen Gefühle einzustehen, merke ich immer dann, wenn ich mich im letzten Moment vor dem größeren oder unbequemen Hindernis doch noch weggucke, drumherum sprinte und „nur so halb“ das sage, was ich auch wirklich meine. Wenn es in Feedbackgesprächen darum geht, einen Mitarbeiter oder Kunden offen zu kritisieren, darum, mehr von einen Partnern für meine Leistung zu fordern oder aber im privaten Bereich offen über Erwartungen oder Gefühle zu kommunizieren.

Ich stolpere immer wieder darüber, dass das was ich sage nur 70% von dem abdeckt, was ich meine. Die Sache ist nur die: Wenn du nicht kommunizierst, was du willst oder unständlich darum herumredest, um bloß niemandem zu früh auf die Füße zu treten, dann versteht dich eben keiner und du hinderst dich selbst am Vorankommen.
Du landest immer wieder in der Friendzone, du bist unglücklich mit dem Ausgang deiner Projekte, du haderst mit dir selbst und das alles nur, weil du nicht von Anfang an gesagt hast, was du eigentlich willst – oder zumindest, als du es wusstest.
Ich meine damit nicht, dass ich besonders hart, vorschnell oder unsensibel mit den Menschen umgehen will, denn übermäßige, empathielose Direktheit ist für mich Nichts, auf das man stolz sein könnte. Ich möchte es mir nur einfach nicht mehr so schwer machen, nur um mich für andere möglichst leicht zu machen.
Für 2017 nehme ich mir darum noch mehr Offenheit und ehrliches, verantwortungsvolles Rückgrat, sowohl im Beruf, als auch im Datingalltag vor. Schluss mit dem Subtext!

 

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Comments

  • Nummer 3: WORD! Das Thema Zeitmanagement zählt zu meinen großen Projekten 2017. Die Weichen sind gestellt, aber ebenso wie mit dem Essen oder den Pfandflaschen geht es dann um die Umsetzung. Du hast so recht mit dem, was du in der Einleitung schreibst: Natürlich sind stumpfe Vorsätze Blödsinn, aber sich zu einem gewählten Datum immer wieder damit zu beschäftigen, was man besser machen will, ist eine gute Idee. Vielleicht sollten wir das statt nur am 31. Dezember (bzw. den Tagen drum herum) an jedem Monatsende machen.

  • Sehr coole und offene Auflistung, die dich in meinen Augen nur noch sympathischer macht!
    Bei Nummer 3 und meiner anstehenden Selbständigkeit muss ich auch noch einiges lernen und mich nicht mit Arbeit zudecken.
    Frohes neues dir Lina! Du machst das!

  • Danke für diesen Text, Lina. Es gibt einfach so viele von der Fraktion „Okay, dieses Jahr nehme ich aber wirklich die 10 Kilo ab, die ich mir vorletztes Jahr vorgenommen habe.“ Sich selbst und seine Möglichkeiten ernsthaft und realistisch zu reflektieren ist die wahre Goldgrube. Und es ist einfach schön, mal etwas realistisches zu lesen. 🙂

  • Liebe Lina,
    so ein Post zum Jahresbeginn ist für mich so inspirierend – habe mir gleich mein Notizbuch geholt und festgehalten, welche Dinge ich gerne ändern möchte. Auch so reelle Dinge, die man wirklich schaffen kann.
    Vielen Dank dafür!

  • Ein Hoch auf Punkt 3 – traurig wie viele sich damit definieren, sich stolz Workaholics nennen und allen erzählen, wie viel sie zu tun haben. Wenn ich so ausgebucht bin, dann bin ich nur am Überlegen, wie ich meinen Terminkalender entlasten kann. War aber nicht immer so. Optimum statt Maximum.

    Lina du bist echt eine ganz sympathische 🙂 Ganz authentisch und ganz direkt. I like you and your writing

    xx Ana http://www.disasterdiary.de

  • Zu den Pfandflaschen..
    Bei mir war es ähnlich, nur verfüge ich über keine Garage sondern hatte die Flaschen immer in einer Ikea Tüte hinter der Tür hängen. Sah nach Penner aus und war auch ständig im Weg. Da habe ich mir einen Sodastream angeschafft. Wenn man den einfachen nimmt ist das keine teure Anschaffung. Man hat keinen Müll mehr und spart auf Dauer auch Geld. 🙂

    • Ich liebe meinen Soda-Stream auch so sehr! Und vor allem, dass ich nicht mehr alle drei Tage einen sechserträger Wasser umherschleppen muss!

  • Liebe Lina,
    ich wünsche Dir zunächst ein Mal ein wundervolles, frohes neues Jahr!
    Ganz wundervoll finde ich, wie selbstreflektiert du in diesem Text wieder bist. Man merkt, dass du dir über viele Dinge erst Gedanken machst, sie abwägst und erst dann „zu Papier“ bringst. Und das finde ich richtig gut. In allen deinen Texten. Deine Art zu Schreiben begeistert mich immer wieder aufs Neue und ich lese unheimlich gerne von dir und deinen „Geschichten“. Allerdings ist mir schon mehrfach eine Sache aufgefallen, die ich dir gerne mit auf den Weg geben möchte. Wie du sagst, wer nicht kommuniziert, wird nicht gehört. Und nun genug um den heißen Brei geredet: wie wäre es mit einer Lektorin für deine Texte? Das meine ich keinesfalls böse, aber mir fällt ab und zu auf, dass sich da mal ein Tippfehler oder ein kleiner grammatikalischer Satzbaufehler einschleicht (vermutlich auch durch das Überarbeiten der Texte), dass der Lesefluss etwas gestört wird. Versteh‘ mich nicht falsch. Es stört nicht so, dass man davon genervt wäre und es kommt definitiv nicht bei jedem Text vor. Aber diesen Tipp wollte ich dir gerne mal mitgeben. Was du damit anfängst, bleibt deine Sache 🙂
    Hab eine schöne Woche. You rock, Girl!
    xoxo Julia

  • „Ich möchte es mir nur einfach nicht mehr so schwer machen, nur um mich für andere möglichst leicht zu machen.“
    Du triffst es so verdammt perfekt. Danke!

  • Wirklich guter Post, sehr selbdtreflektiert und ich bin mir sicher, dass sich hier jeder bei mindestens einem Punkt wiederfindet – spätestens bei den Pfandflaschen.
    Auch schön ist der Ansatz zu streichen, anstatt sich 10 unmögliche Dinge vorzunehmen.
    Vielen Dank dafür! x

  • Tolle Kolumne! Besonders Punkt 6 unterschreibe ich zu 100%! „Einfach“ mal mehr an sich denken und sich selber wichtig und ernst nehmen – auch einer meiner Vorsätze 🙂

  • Ha, großartige Punkte.
    Zu 3. „ÜBERBUCHT“ ZU SEIN, IST KEINE STÄRKE:
    Ich hab mir angewöhnt „Außentermine“ nur alle zwei Tage zu machen. So hat man zwischendurch Luft für sich selbst, den Schreibtisch und Mails 🙂
    Und die Pfandflaschen, wenigstens stehen sie bei dir schonmal in der Garage und nicht wie bei mir in der Küche 😀

    • Hahaha, du willst gerade nicht meine Küche sehen ?

      Aber die Idee finde ich sehr smart mit den Außenterminen! Guck ich mir ab!

  • Eine extrem tolle Liste- viel sinnvoller, als eine klassische Liste mit den typischen Vorsätzen! Gerade die Punkte 3 und 5 kann ich so fast übernehmen, da möchte ich auch einiges ändern bzw. an meiner Einstellung arbeiten.
    Dank meiner großen Schwäche für ChariTea habe ich auch einerecht beachtliche Menge an Pfandflaschen daheim, die sehen auch noch so hübsch aus, so dass sie nicht soo extrem stören…das verzögert das Abgeben also noch mehr…

    Liebe Grüße
    Ines

    http://solubia-vital.de/

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