OH BOY WHAT A DRIVE: THE NEW PORSCHE BOXSTER 718

Ich rolle langsam aus, setze den Blinker, rolle in die Einfahrt und stelle meine schwäbische Wochenendbegleitung in Lava Orange erst in den P-Mode und dann ab. Zufriedenes Grinsen nach der ersten Testfahrt. Ich lehne mich in die Schalensitze und genieße den Nachhall des Endorphineschubs, als es an der Scheibe klopft.
„Was hast du dir denn da andrehen lassen?“, fragt er spöttisch und öffnet die Fahrertür. „Hört auf den Namen Porsche Boxster 718“, antworte ich und lasse mir von ihm aus dem Wagen helfen. Ich hätte keine andere Reaktion erwartet. Er, das ist einer der Porsche-Sammler, -Liebhaber und -Bastler, die hier im Innenhof meines Wohnhauses ihr Basislager haben. Er steht auf den Ur-Porsche, also die erste Bauhreihe des Porsche 911 aus dem Jahr 1963 oder das G-Modell aus den 70er und 80er Jahren. Für ihn ist das hier, sein Urteil über den neuen Porsche Boxster 718, den ich testen darf, nicht nur die Glaubensfrage nach Prestige und Tradition der Marke und ihren Ursprüngen, sondern nach der Philosophie des Wagens, insbesondere Motors, seiner Kraft, Leistung und Arbeitsweise. Er ist einer der klassischen Verfechter des „echten Elfer“, den Verlust des Sauger gegen den Turbomotor betrauert er noch heute recht amüsant und jetzt, jetzt gibt der neue Boxster auch noch die 6 Zylinder auf und kommt in einem vermeintlichen Downgrade mit nur noch 4 Zylindern auf seinen Hof gerollt. Bevor er mich in eine Theorie-diskussion verwickeln kann, lasse ich ihn einsteigen. Einladung. Eine Runde durch und um Hamburg auf der Beifahrerseite. Logisch.

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Bereits nach kurzen 100 Metern ringe ich ihm an der ersten Ampel auch das erste Lächeln ab, das er natürlich noch bemüht niederkämpft. So schlecht wie erwartet klingt er nach seinem Zylinderverlust nämlich gar nicht, der neue Boxster. Tatsächlich klingt er noch lauter und kraftvoller, als seine Vorgänger.
Sound, das ist ein großes und wichtiges Thema bei einem Porsche, das ist der Funken, der die Gänsehaut bereits ausmacht, wenn man ihm allein nur begegnet, das ist er kleine Knopf, der bei uns noch zusätzlich gedrückt wird, wenn wir beschleunigen, der uns Rückmeldung über das Fahrerlebnis gibt und für die letzten, wichtigen 10% an Emotionen sorgt. Der klassische Boxster klingt ein bisschen kratzig, knurrig im Beginn und losgelassen giftig, angriffslustig. Guter Einsteig? Ok. Dann jetzt das kleine Rad am Lenkrad auf mindestens S, wenn nicht S+ drehen und damit in den Sportmodus schalten. Jetzt öffnen sich die Schallklappen und sorgen entweder für Augenrollen bei den Einen oder dieses genießende Lächeln bei den Anderen. Schönster Soundmoment: am Ende einer langen Geraden beim Zurückschalten Zwischengas und Fehlzündung genießen.

Nächste Ampel: Verdeck öffnen. Lässige 9 Sekunden braucht der Vorgang und ist damit unschlagbar schnell. Wenn ich da an den Wagen meiner Mutter denke, der so einen Wechsel in 3 Akten und mit einer Menge Aufmerksamkeit ausführt ..

Ich schaue kurz zu ihm herüber, als die Ampel zur leeren Autobahn auf Grüne schaltet, drücke den rechten Fuß durch und merke, wie mein Gesicht sich automatisch zu einem Lachen verzieht. Das hier ist es, worum es für mich geht, wenn ich in einen Porsche steige, um genau dieses Gefühl, dieses Kribbeln und schlicht dem ungebremsten Spaß am Fahren. Heftiger Antritt, kein Turboloch, weiter, weiter, straight nach vorn und auch in den hohen Drehzahlbereichen noch kraftvoll und entfesselt. In Zahlen: in 4,2 Sekunden auf 100 km/h!
Wobei das nicht alles ist, was mich begeistert, es ist die direkte Reaktion des Autos, die trotzdem so neutral und ausbalanciert kommt, dass sich der Wagen mühelos in die Kurven manövrieren und auch wieder herausbringen lässt, selbst im Sport+ Modus wirkt der Boxster nicht unnötig straff, sondern trotzdem noch lässig komfortabel.
Alles was jetzt noch kommt ist für mich ausschließlich Genuss. Sonne, ein offenes Verdeck. Gute Musik und den Hamburger Hafen, der sich vor uns auftut, als wir über die Köhlbrandbrücke fahren.

„Und?“, frage ich über meine Schulter zu ihm herüber. „Ich bin ja still.“
Gut so. Und dann doch noch ganz leise vor sich hin: „Aber trotzdem…“ Glaubensfrage bleibt eben Glaubensfrage.

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Comments

  • Liebe Lina,
    Ich muss dir jetzt mal ein Kompliment machen (und ich hoffe du liest das noch trotz älterem Artikel).
    Kein Blogger schafft es Kooperationen so toll zu verpacken, schafft es mir Produkte vorzustellen ohne das ich mich weniger in einer Werbungsveranstaltung fühlen würde. Meistens denke ich bei den Artikeln von anderen „ok, toll das du diese Kooperation/Job hast, aber kannst du es bitte etwas weniger offensichtlich verpacken das du dafür Geld bekommst etwas vorzustellen?“, nicht so bei dir. Da bin ich oft überrascht das es eine Kooperation ist. Die Beiträge weichen kaum bis gar nicht von deinem normalen Stil ab, passen sich einfach in Lina Mallon ein. Nichts worüber man stolpert, weil sich auf einmal der Stil des Beitrags so ändert.
    Da bist du definitiv die Einzige (mir bekannte) Bloggerin die das so hinkriegt. Jemand in der Internetwelt der es tatsächlich schafft sich treu zu bleiben, Wiedererkennunswert hat und dessen Beiträge ich auch ohne Bilder zuordnen könnte. Erzählst mal eben lässig einen Geschichte und hast nebenher noch ein paar hardfacts zum Auto mit eingestreut. Passend dazu deine Bilder, die immer so toll komponiert sind, übrigens Kompliment an deine Fotographen!
    Viele liebe Grüße von einem großen Fangirl
    Pia

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