TRAVEL DIARY: LEAVE PALMA, DO A ROADTRIP

„Ich bin sicher das klart noch auf.“, sagt sie beim Frühstück und blickt durch das gläserne Dach der Loggia unseres Hotels gen Himmel.
Ich nippe an meinem Cappuccino und schaue skeptisch. Es regnet seit 06:00 Uhr. Und auch wenn ich als Hamburger wettertechnisch viel Kummer, aber auch echte Wunder gewohnt bin glaube ich nicht an die Rückkehr des Sonnenscheins. Aber das ist es, was ich an Katharina liebe. Ihr unerschütterlicher Optimismus. Gerade auf Reisen. Sie geht nie davon aus, dass etwas nicht stimmt, wenn mein Koffer sich nicht mit den anderen auf dem Gepäckband findet, wenn wir allein in der marrokanischen Nacht in irgendeiner Gasse ohne Akku oder Empfang stehen oder der Automat meine Karte frisst. Und meistens hat sie Recht. Außer heute. Denn auch eine halbe Stunde und einen großen Obstsalat später –  regnet es noch.
„Ich weiß was wir machen.“, sage ich nach einiger Zeit der Pinterest- Recherche und packe das iPhone wieder in meine Tasche. „Wir tun im SPA was für unsere Gesundheit, essen Obst und lassen uns massieren?“, fragt sie hoffnungsvoll. „Besser! Wir holen uns Vitamin Sea!“

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THE TRIP

Auch wenn ein Tag im Spa großartig klingt, will ich mehr. Ich will etwas sehen, will Mallorca erleben und das Mittelmeer einatmen. Wo man seine Zeit bei starkem Wind und rauem (aber dennoch mildem!) Wetter am besten verbringt? An ungezähmten Klippen, zwischen tief hängendem Himmel und unruhigen Wellen. Ein Steilküste, wie die im Norden Mallorcas, macht nämlich eigentlich nur Spaß, wenn das Wasser an den Felsen bricht, sich tiefblau auftürmt und seine gewaltige Kraft demonstriert.

Wir kaufen ein paar kalte Tapas ein, holen uns den nächsten Kaffee und fahren los. Ziel: das Cap Formentor.
Und zwar gegen aller Empfehlungen eines jeden Reiseführers. Es mag sein, dass die Spitze des Caps im Sommer, zur Hochsaison oder bei schönem Wetter gnadenlos überfüllt ist. Aber heute? An einem frühen Maitag? Bei echtem Sturm? Rechnen wir uns ein paar gute Chancen auf echte Eindrücke und fantastische Landschaft aus.

Das großartige an Palma ist die Lage der Stadt. Sie funktioniert wie ein Dreh- und Angelpunkt und bietet den perfekten Start für jegliche Trips über die Insel und ist dennoch ein Ort, auf den man sich abends freut.
Das Auto mieten wir unkompliziert über das Hotel und holen es nur eine knappe Stunde später ab.

Wir brechen mit einer Karte, aber ohne Navi auf. Katharina hat eine fabelhafte Orientierung und noch dazu ist Mallorca eine Insel. Im Zweifelsfall kommen wir wieder an. So oder so.
Absichtlich meiden wir die Autobahn und fahren die westliche Küste entlang, Kurve um Kurven, Serpentine um Serpentine. Sie macht die Augen zu, als Felswände und Gegenverkehr nur wenige Zentimeter neben uns auftauchen, ich genieße es, kurble das Fenster herunter und lasse die salzige Luft herein, während wir uns dem ersten Aussichtspunkt nähern. Manche schütteln immer wieder den Kopf, aber ein Auto, eine Straße, tolle Landschaft und genau der richtige Song. Das ist Freiheit für mich.
(Ein Profi muss man nicht sein, um sich durch Tunnel und Bergstraßen zu fädeln, aber Spaß am Autofahren haben und ein gutes Gefühl für Abstände.)

Insidertip: wir hatten Glück und fuhren die Route entgegengesetzt zur vorgeschlagenen Richtung ab. Dadurch erreichten wir die Aussichtspunkte in „falscher“ Reihenfolge und entgingen damit langen Autoschlangen. Es ist nämlich so: selbst bei noch so rauem Wetter reißen die Busse nicht ganz ab.

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Kennt ihr das? Über eine Mauer gelehnt hunderte Meter hinunter ins das tosende Blau gucken, den eigenen Herzschlag sich beruhigen fühlen und jedes Zeitgefühl verlieren? Ich habe keine Ahnung, wie lange wir im leichten Nieselregen hier stehen und schweigen. Das Meer wird nicht langweilig, es wird nicht eintönig – es ist einnehmend.
Erst als uns die Hände klamm werden, setzen wir uns wieder ins Auto, fahren noch ein Stück und dann, als der Regen sich legt und der Wind sich ein bisschen fängt, halten wir wieder an und picknicken. Mittlerweile ist es früher Nachmittag und bis zum Cap sind es noch knapp 8km auf der Küstenstraße.

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Das Cap selbst, der Leuchtturm und seine Umgebung sind am Ende nicht einmal das Spektakulärste, viel mehr der Blick hinunter, auf die Serpentinen, die sich ihren Weg über den Berg bahnen. Auch der Blick auf die Küste ist hier nicht so viel intensiver, als noch am ersten Aussichtspunkt. Das weiß nur niemand. Und darum stapeln sich eine halbe Stunde später dann doch die Autos. Erst sind es zwanzig. Dann vierzig und irgendwann, sind ganze 3 Serpentinen vollkommen dicht.
Und da ist sie wieder, mit ihrem Optimismus: „Du steigst ins Auto und ich regle das da unten mal.“, sagt sie, nimmt sich ihre Jacke und lässt mich allein. Gut zwanzig Minuten später sehen wir uns wieder. Ich bin im Auto, sie steht vor mir, in bester Lotsenmanier den Verkehr regelnd. Einige Autofahrer hupen dankbar, ein älterer Herr steigt sogar aus und klopft ihr auf die Schulter. Ich bin sprachlos und lasse sie einsteigen. „Das hat Spaß gemacht!“, sie grinst. „Und genug Vitamin Sea getankt?“ Ich nicke glücklich. „Dann las uns jetzt zurück nach Palma. Mir ist nach einem Glas Rotwein und den Pan Tomate aus der Bar Espana.“ 

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Comments

  • Das Cap de Formentor ist wunderschön.. 🙂 Ich war im Juni 12 Tage auf Mallorca und habe bei dem einen oder anderen Road Trip wunderschöne Eckchen gefunden, häufig ganz zufällig.. 🙂 Danke für deinen Bericht, da kommen positive Erinnerungen auf.

  • Jetzt muss ich ja zugeben, dass ich deine Traveldiaries meistens nicht lese, weil sie mich nicht so interessieren *hust*
    Nun hat meine Tochter aber heute Abend entschieden, dass sie nicht ohne mich einschläft, also liege ich neben ihr, ohne mich bewegen zu dürfen, und lese Blogposts… Dein Text und deine tollen Bilder kamen genau richtig: Trotz des stressigen Abends habe ich digitaleS Vitamin Sea getankt. Danke dafür <3

  • Liebe Lina,
    wieder einmal ein sehr schöner Reisebericht! Ich kann Mallorca auch nur jedem empfehlen, ich war im Mai auf der Insel und es war traumhaft!

    Mir gefällt auch, dass du deine Reiseberichte als Geschichten verpackst, was gleich viel lebendiger ist. Leider muss ich kritisieren, dass deine schönen Texte durch falsche Kommasetzung und Schreibfehler an Wirkung verlieren. Ich bin Redakteurin und dadurch sicher besonders kritisch. Aber: Durch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit beim Gegenlesen, wird’s schnell perfekt. Ich weiß, dass man Texte oft schnell tippen muss, in Zeiten des Online-Journalismus ist das eben so. Aber eine gute Schlussredaktion muss eben sein, gerade bei Blogs, die Wert auf gut formulierte Beiträge legen.

    Alles Liebe!
    Alisa

  • deine Travel Posts sind mir wirklich mit Abstand die liebste! 🙂 die Bilder sind wudnerschön und man hat wirklich beinahe das Gefühl das Meer selber zu hören. Da es dieses Jahr keinen Urlaub für mich geben wird danke ich dir gleich doppelt für diesen wunderschönen Post. <3

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