Statement

    „Liebe Lina, […] auf Ask, Twitter oder sonst wo im World Wide Web gibt es Seitenhiebe oder sogar ganze Post’s die ja anscheinend darauf abgerichtet sind gegen dich und deine Person zu schießen. Ich weiß du bist uns nichts schuldig, aber es wäre einfach schön mal ein Statement zu bekommen und wenn auch nur ein kleines. Einfach nur um mal auch etwas dazu zu sagen und deinen Lesern zu zeigen: das ist nicht wahr! […] Ich glaube nicht nur ich, sondern sehr viele von deinen Lesern sind unsicher, böse und wütend über die Ungerechtigkeit und wünschen sich einfach einmal deine Meinung lesen zu dürfen!“

    Diesen Kommentar bekam ich vor ein paar Tagen von meiner Leserin Anna. Und er regte mich sehr zum Nachdenken an.
    Denn er zeigte ganz klar: nicht nur ich fühle mich getroffen – ihr euch auch. Und darum antworte ich Anna jetzt in einem offenen Statement. Es wird mein einziges zu diesem Thema sein, denn eigentlich hatte ich für mich beschlossen, mich zu den kursierenden Unterstellungen und der Unwahrheiten gar nicht zu äußern.
    Warum? Weil ich es schlicht nicht will. Und weil es nichts gibt, wofür ich eine Verteidigungshaltung einnehmen müsste. Mein Blog ist kein Medium, um hier private Unstimmigkeiten zu öffentlichen Fehden hochzupushen und gegen anderen Menschen negative Stimmung zu machen. Sie vielleicht abzuwerten, nur um mich selbst aufzuwerten. Ich möchte das nicht. 

    Im Moment fühle ich mich aber ein wenig, wie mit 7 Jahren auf dem Schulhof. Ich werde hin- und hergeschubst und hört nur “Los, sag was! Sag was! Denn wer nichts sagt ist feige, wer nichts sagt, der gibt zu, dass er schuld ist! Sei kein Feigling Lina, sag was, sonst bist du dran!”  Nein. Für mich gibt der Klügere nach. Ich vertraue auf das faire und freie Denken meiner Leser. Sicher war ich oft so wütend, fühlte mich so an den Pranger gestellt, dass ich gerne ausgeflippt wäre. Ist nur menschlich oder? Oft spielte ich dann mit dem Gedanken eine flammende Gegendarstellung zu tippen. Sicher hätte ich auch einiges zu erzählen gehabt, hätte mir angesichts der Geschehnisse gerne Luft machen wollen. Aber: einen Text voller Emotion zu verfassen und ihn anderen um die Ohren zu hauen ist nie eine gute Idee. Davon lassen sich weder persönliche Probleme lösen, noch ginge es mir besser, wenn ich einem anderen Menschen schade. Warum auch?
    Aber – Ich kann euch, nachdem ich Annas Text gelesen habe, vollkommen verstehen. Denn sie hat vollkommen recht – mittlerweile ist dieses “Thema” durch immer wieder und wiederkehrende Non-Mentions, Postings, Sticheleien und andere, einseitige, schwammige Anmerkungen unheimlich aufgeblasen worden. Als Leser stellt man sich vielleicht alles mögliche vor, was wohl vorgefallen sein könnte.

    Was genau vorgefallen ist? Ich glaube ein klassisches Zusammenspiel aus mangelnder Kommunikationsbereitschaft und Missverständnissen. Es ist nicht selten, dass frische Freundschaften wieder auseinander gehen. Man doch nicht zueinander passt. No Big Deal. Passiert im echten Leben!
    Was allerdings ein Unding ist: sich danach gemeinsam auf einen anderen Menschen einzuschießen, alles an ihm schlecht zu reden. Ich konnte irgendwann nichts, aber auch gar nichts mehr sagen, ohne dass es mir im Mund umgedreht wurde. Machte ich mir nach der Fashion Week Luft und kritisierte völlig allgemein die Bloggerszene, fühlten sich Mädels persönlich angesprochen und gekränkt. Schrieb ich schlicht darüber, dass schöne, gesunde Haare für mich ein Schönheitsideal sind, welches mir wichtiger ist, als Farbexperimente – wurde das als gezielter Angriff gewertet. An beinahe jedem Sonntag, las ich von neuen Sticheleien, die gerade genug sagten, um Missmut gegen mich zu streuen.Wer persönlich nichts klären möchte und jedes Gespräch ablehnt, der hat auch öffentlich still zu sein! Aber so blies sich die ganze Geschichte mehr und mehr zu einem riesigen und unnötigen Ballon auf. Und irgendwann war auch meine Hemmschwelle erreicht. Irgendwann tut es weh, zu einem Sündenbock für Alles gemacht zu werden.

    Stellt es euch so vor: Eine Gruppe von Menschen stellt gemeinsame eine Behauptung in den Raum. Mit großen Worten und viel Emotion. Immer wieder. Ist sie damit wahr? Sind solche Behauptungen damit zu schlucken, schlicht zu glauben, anzunehmen, weiterzutragen? Sicher nicht!
    Es gipfelte in der letzten Woche, als behauptet wurde, ich würde andere Menschen mobben, belästigen oder mit anonymen Kommentaren beleidigen. Das ist nicht wahr und Unrecht! Was ich getan habe? Keinen emotionalen Post geschrieben, keinen Gegenangriff gestartet. Ich griff zum Telefon und suchte ein letztes Mal das persönliche Gespräch. Die Verfasserin hat die Behauptung mittlerweile von allein zurückgenommen. Danke dafür!

    Aber wem an dieser Stelle das größte Danke gilt? Meinen Lesern. Den Lesern, die keinen Tunnelblick entwickelten, die fair denken und so stark hinter mir gestanden haben. Ich habe wirklich ergriffen vor euren Mails gesessen und mir eure Worte sehr zu Herzen genommen. Es tut gut zu lesen, dass ihr es schätzt, wie ich mit dieser Sache umgegangen bin. Dass ihr mich schätzt.

    Und auch ein Danke an meine Familie und den Freunden, die zu 100% für mich da waren. Die mir den Rücken gestärkt haben und mich auffingen. Das ist nicht selbstverständlich, sondern unheimlich wertvoll.
    Ich würde lügen, wenn ich an dieser Stelle sagen würde: Es hat mir nichts ausgemacht. Denn das hat es. Es hat mich belastet und mir sehr viel Freude an meinem Beruf genommen.

    Schluss damit! Dieses Statement ist mein Strich unter dieser Rechnung. Für mich ist die Sache ausgestanden, geklärt. Es gibt nichts mehr hinzuzufügen oder zu diskutieren. Ich möchte meine Freude zurück. Möchte mit euch an Sonntagen charmante Anekdoten, vielleicht mal eine kleine Satire oder persönliche Momente teilen und an allen anderen Wochentagen zu eurer Dosis Inspiration beitragen. Ich möchte wieder unbeschwert schreiben, ohne dass mir jedes Wort im Mund umgedreht wird. Also atme ich tief durch und freue mich auf morgen. Mit euch!

    Alles Liebe, Lina